AXT / CRUDUS / KETTENHUND /
ODIUM IMMORTALIS

4-Way Split (2003)


"Was redet ihr da? Schießt sie nieder! Ihr habt Maschinengewehre, ihr habt Munition: Schießen, schießen, schießen, Dauerfeuer!". Mit diesem stimmungs- vollen Sample macht Axt den Anfang auf der Vierer-Split CD-R, bestehend aus Ulfhednar, der in früheren Zeiten bei Kälte (im Jahre 2002 aufgelöst) räudigen Black Metal fabrizierte. Viel scheint davon jedoch nicht übrig geblieben zu sein, denn mit Axt spielt er eine Mischung aus von Eisregen inspirierten Vocals, Industrial ähnlichen Drums und einer Brise Hintergrund-Gitarren-Riffs. Zumindest beim ersten Lied, das keine weitere Wertung kriegt als "null Atmosphäre, außer dem Sample am Anfang keine Höhepunkte, langweilig". Denn das Zweite kommt ganz und gar anders daher. Nach einem atmosphärischen Intro, das von cleaner Gitarre, gehauchten Vocals und einem nicht zu verspielten Keyboard dominiert wird, geht es auch schon mit einem sägend kalten Gitarrenklang und einem Schlagzeug, das nun nicht mehr an Industrial & Techno erinnert, in die Vollen. Hier kommen die Stärken von Axt zum Vorschein: melancholische Riffs und hasserfüllte Vocals, die zum letzten Drittel hin wirklich Atmosphäre erzeugen können. Na also, es geht doch, Axt sollte hier wirklich ansetzen und weitermachen, denn der zweite Track ist um Längen besser als der Erste.
Weiter geht's mit einer weiteren Ein-Mann-Band: Crudus. Und siehe da, wo Axt aufgehört hat, macht Crudus weiter. Von der ersten Sekunde an wird ziemlich guter Black Metal der Marke Judas Iscariot geboten, ohne jedoch auch nur ansatzweise an dessen Klasse heranzureichen, da der Gesang nicht allzu gekonnt eingesetzt wird. Nach fast genau zweieinhalb Minuten taucht auch noch ein völlig deplaziertes Riff, das eher dem Grunge und Psychedelic Genre zuzuordnen ist, aus dem Nichts auf und zerstört die vielversprechende Atmosphäre, die in den ersten Minuten aufgebaut wurde. Mit dem nächsten Lied, "The Right To Know", werde ich auch nicht wirklich warm, wimmelt es in diesem Lied doch nur so von eigenartigen Passagen, untypischen Melodien und akustischen Breaks, die einfach nicht in den Liedverlauf hineinpassen wollen. Es scheint so, als wurden einige Ideen einfach aneinander geschweißt und so hinterlässt auch Crudus keinen gänzlich positiven Eindruck bei mir.
Der Kettenhund-Anteil fängt mit ruhigen, akustischen Gitarren, einer leise sprechenden Stimme und dem im Hintergrund wehenden Wind an. "Blut" ist ein wirklich gelungener Einstieg und könnte aufgrund der intensiven Atmosphäre genauso "Trauer" heißen. Das nächste Lied ("Schrei") ist sowohl was die Gitarren, als auch was das Schlagzeug angeht, auf primitivem Niveau, was jedoch dem Hass, den es verbreitet nur zu Gute kommt. Was hier an Schönheit ermordet wird, bringt das nächste Lied "Schmerz macht frei" wieder zurück. Es taucht wieder die leise Stimme auf, die bei diesem Lied nur noch verzweifelter klingt und von einer ruhigen, zum Mitleiden auffordernden Klaviermelodie begleitet wird. Nach diesem kurzen Exkurs geht es wieder da weiter, wo mit dem zweiten Lied aufgehört wurde und S.d.S (=Sohn des Südens, Ex-Mitglied von Kälte - früher Bitterkeit) vergewaltigt wieder seine Instrumente. Diese Mischung aus den beiden ruhigen, "schönen" und vor allem den hässlichen, rauen Liedern wird nicht jedem gefallen und so sollte man sich "Schrei" auf der Homepage herunterladen, um einen Einblick in die hasserfüllte Welt von Kettenhund zu erhalten.
Nun aber zu der meiner Meinung nach besten Band auf dieser CD-R, Odium Immortalis. Wurde auf dem Vorgänger "Odyssee ins Verderben" noch ein Drumcomputer benutzt, so übernimmt diesmal ein echter Schlagzeuger, namentlich Wargrath von Malus, die Felle. Und was der gute Herr da leistet, kann sich wirklich sehen lassen, er verleiht Odium Immortalis das letzte Quäntchen Wärme, das bei der letzten Veröffentlichung gefehlt hat und kann auch spieltechnisch überzeugen. Die Gitarren sind wieder sehr gut eingespielt und haben einiges zu bieten. Beim ersten Lied, "Unendliche Schmerzen" werden neben den Nargaroth ähnlichen Riffs ab und zu auch mal akustische Passagen eingebaut, die die stets traurig-melancholische Atmosphäre verstärken und einen fühlen lassen, was in den Songtexten zum Ausdruck kommt: Enttäuschung, Trauer, Frust und Todessehnsucht. Immer wieder werden folgende Verse mit Leidenschaft herausgeschrieen: "Schmerzen zerfressen meine Seele - Tiefe Narben in meinem Geiste - Unendliche Qualen so bitter und rau - So viele Tränen vergossen in Einsamkeit" und leiten den Hörer in die Weiten der eigenen Gedankenwelt. Auch wenn Nargaroth hier zu einem gewissen Maße Pate stand, so ist "Unendliche Schmerzen" ein Lied für sich und beeindruckt durch die kompositorische Klasse, mit der dieses Lied geschrieben wurde. Einige Bands können sich hier wirklich ein paar Scheibchen von abschneiden. Als einziger Kritikpunkt ist anzumerken, dass die cleanen Vocals nicht unbedingt gelungen sind. Hier sollten Fabian und Tim wirklich noch dran arbeiten, denn bei den ersten Durchläufen wirken sie störend, was sich jedoch nach einiger Zeit legt, da man sich dran gewöhnt. Das Dark Embrace Cover "Im stummen Licht des Nebels" ist komplett mit dem eben genannten klaren Gesang versehen, was dem Lied an sich auch wirklich einiges an Atmosphäre raubt. Schade, denn die Instrumente sind ziemlich gut eingespielt. Da ich das Original leider nicht kenne, kann ich nichts dazu sagen, wie die Version von Odium Immortalis im Vergleich dazu wirkt. Eines wird man zweifelsohne jedoch feststellen: Es ist deutlich schlechter, auch wenn die Gitarrenarbeit, insbesondere das Solo zum Ende hin, einiges raushaut.
Alles in Allem gibt diese "4-Way Split" einen guten Einblick in die Arbeit der einzelnen Bands, auch wenn man nach jeweils ca. 11-13 Minuten natürlich nicht Experte der einzelnen Bands sein wird. Die Lieder von Odium Immortalis und Kettenhund lassen auf mehr hoffen, Crudus und Axt sollten jedoch noch ein wenig an ihrem Stil feilen.

Axt 5/10 - Crudus 4/10
Kettenhund 7/10 - Odium Immortalis 7,5/10

Official Website: Axt
Official Website: Kettenhund
Official Website: Odium Immortalis
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05.04.2003