HELLVETO

In Arms Of Kurpian Phantom (CD 2004)


Es gibt da zwei Alben, die unumstößlich einen revolutionären Status in der gesamten Black Metal-Historie einnehmen. Bei dem Stichwort "Symphonik" dürfte auch ohne Schwierigkeiten klar sein, um welche Meisterwerke es sich handeln muss; richtig: "In The Nightside Eclipse" und "Moon In The Scorpio". So unterschiedlich, so grandios waren jene Alben ihrer Zeit und sind es nach wie vor. Und scheinbar endlos sollte der durchtriebene Süchtling auf Klänge ähnlicher Machart warten. Bis vor einem Jahr zumindest, denn anno 2004 erschien "In Arms Of Kurpian Phantom", Hellvetos zweites Langeisen, welches nahezu Ohnmacht heischend eine kleine Revolution verkörpert. Denn wie das Ergebnis einer verhurten Nacht, mit obig erwähnten Heldentaten als Hauptakteure, klingt jenes formidable Erzeugnis dieser polnischen Künstler. 
7 traumähnliche Eruptionen purster Schwärze brechen wie Flutwellen über den gefesselten Hörer herein. Nach verheißungsvoller wie anmutiger Akustikgitarre/Streicher-Ouvertüre offenbart sich eine ganze Welt an tiefgreifender Majestätik und Erhabenheit. Fast ständig wird das ergriffene Ohr durch jedwede Formen königlicher Orchestrationen gezerrt, sei es nun mittels unerbittlicher Hetzjagden oder kurzer, benebelnder Ambientparts. Die Taste gibt behände den Ton an, genau so, wie es Emperor und Limbonic Art zu ihren besten Tagen umsetzten. Rar sind demnach Momente gesät, in denen die Gitarren das musikalische Bild vordergründig gestalten. Dennoch bildet sich somit ein vorzüglich strukturiertes Variationsmenü heraus, das mit all seinen raffinierten Arrangements wie geschickt platzierten Ruhephasen oder generellen Tempowechseln für absolute Kopfkino-Garantie bürgt. 
Das tragende Gerüst dieser deliziösen Melange stellt jedoch die Produktion dar, welche wundervoll alt, urig und einfach schwarzmetallisch regelrechten Einzigartigkeitswert besitzt. Hier ist alles perfekt aufeinander abgestimmt. Natürlich dominiert fast durchweg hiesige Synthetik, trotzdem fallen weder Schlagzeug, Gitarre oder Gesang unter den Tisch. Sakral, universal, okkult - so hat es bei solcher Musik zu sein, nicht anders. Und somit kristallisieren sich nach und nach richtige Kleinode aus dem übergroßen Ganzen heraus. Nicht nur, dass dem Bass eine fast schon tragende Rolle anheim fiel, was vor allem die Verschnaufpausen in ein beinahe progressives Licht rückt, selbst der klare Gesang, nebst diktatorischem Krächzen, spiegelt heroischste Macht und blutigste Leidenschaft wieder. Man bräuchte im Prinzip gar nicht erwähnen, dass hier hauptsächlich in höchsten Temporegionen gehetzt wird, wären da nicht, originell angebrachte Drum-Performances, die selbst der Taktmaschine Vielgesichtigkeit verleihen. Melodisch zieht man ebenfalls alle Register und bietet ein einziges Abgrasen vertonbarer Emotionalität. 
Mit solch einem Machtwerk habe und hatte ich nie gerechnet, aber was mir Hellveto hier auftischen ist schlicht und ergreifend Wahnsinn, sodass heutzutage nur in Nocternity ein wirklicher Konkurrent zu sehen ist. "In Arms Of Kurpian Phantom" hat sich somit zurecht einen ehrwürdigen Platz zwischen den genannten Mutteralben verdient, um die heimische Sammlung in ein aktuelles, doch nostalgisches Licht zu hüllen. Fantastisch!

10/10

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sic
30.09.2005


Redaktionsbewertung:
azaghal 9 Ewigkeiten -
Laeknishendr 9 Necrowolf -
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sic 10 Sir ChristCrusher -
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Wolfsgrimm -
Gesamtdurchschnitt: 9,3