|  | Der Storch brät bereits, Elchspeichel klebt mir auch im Gesicht und mein Hintern schmerzt nach altbekanntem
        Pferdetritt... War "Abstract Maelstrom Paragon" noch die exzessive (wesentlich BM-untauglichere) Auslebung
        sämtlicher Emperor'schen Influenzen, die eine strikte musikalische Abgrenzung von der (truen) Schwarzwurzel-Masche
        eindeutig klarstellte, ist "Damokles" nun das, was all jene, die diese Ausnahmeband beherzt verfolgten, aufsaugen
        werden wie Junkies Kokain. Der seit jeher angestrebte Perfektionismus wird diesseits perfektioniert, womit Hidden
        In The Fog absolute Narrenfreiheit zugeschrieben werden könnte. Nicht nur haben sie sich aus dem Dunstkreis ihrer
        obig erwähnten "Paten" endgültig freigespielt, viel mehr gelang es, alte Trademarks verquickt mit musikalischem
        Liberalismus optimal verschmelzen zu lassen. So fällt in erster Linie, natürlich, die glasklare Produktion auf. Vielerorts verschmäht, kann man im Falle
        "Damokles" wahrlich glücklich über solch differenzierbare Vielschichtigkeit sein, denn ohne einen derart reinen
        Klang wäre sämtliche Mühe der Musikanten für die Katz'. Das kompositorische Spektrum wörtlich einzurahmen, mag kein
        Leichtes sein, kann es aber, denn ich meine wiederum, dass man hier mit Zeh' und Zipfel im Progressive (Extreme)
        Metal agiert. Zugrunde liegt dem die rege Begeisterung sämtlicher
        Band-Mitglieder für Klassische Musik, sei's nun
        Bach, Prokofjew oder Dvorák. Abermals sieht man sich als Hörer einer Art schwarzmetallischen Symphonie
        entgegengestellt, die nicht nur gehörige Aufmerksamkeit, sondern auch musikalisches Verständnis abverlangt. Doch
        selbst die Moderne hielt verschleierten Einzug, erinnern doch manche Passagen, wie ich finde, strukturell an Opeth,
        was nicht nur an den vielerorts vorzufindenden ruhigen Passagen liegt. Womit der klare Gesang von Gâsh ins Spiel
        kommt, welcher auf diesem Konzeptalbum wahrlich Akzente setzt. Weich, aber prägend und ohne schmieriges Pathos oder
        aufgesetztes Wehleiden platziert der Klampfenmensch seine Stimme exakt dort, wo niemand damit rechnet, selbige jedoch
        am wirkungsvollsten ist.
 Instrumental vollziehen sich ebenfalls Wunderdinge en masse. So sind Riffwechsel und Breaks derart komplex, dass
        ein Verlorengehen des bekanntlich roten Fadens beinahe greifbar ist. Doch Chaos lassen die 4 Burschen erst gar
        nicht Fuß fassen. In jedweder Situation durchbricht ein Schwall an Ruhe, Rasanz oder Epik die grundlegende
        Variationssucht. Mit kurzen Soli oder aber beinahe ursprünglichem Gesäge wird kurzweilige Ernüchterung verschafft;
        die virtuosen, mannigfaltigen Taktvorgaben seitens Drummer Botis tun ihr Übriges und können so manchem
        Pseudo-Experten die Hosen ausziehen. Zwar wurde dem Viersaiter lediglich mittels der tollen, von herrlichen
        Akustik-Gitarren durchzogenen Ruhephasen genügend Entfaltungsquantum geboten, doch Kritik will hier kaum sitzen,
        denn nach dem hundertsten Durchlauf wird irgendwann sicher auch der Bass identifizierbarer sein. Selbst die
        Tasten-Synthetik erlebt glanzvolles Arrangieren. Selten nachdrücklich definierend als wirklich grundlegend
        gesellt sie sich genau im richtigen Moment hinzu, um die Album-/thematisch-interne Dramatik expressionistisch zu
        beflügeln. Neben gelobtem Klargesang lyrisiert das gedrückte Krächzen von Gorbag jegliches Schema und lässt sogar
        Platz für verfremdete oder gesprochene Einschübe. Denn selbst textlich reizt man weder mit Plattheiten noch geizt
        man mit Tiefgründigkeit.
 So kann diese individuelle "Damokles"-Geschichte, mit all seinen Metaphorismen und emotionalen Berg- und Talfahrten
        nicht nur musikalisch ergreifen. Den Experimentiergelüsten ist man vorerst entwachsen, denn dieses Quartett hat
        seinen (vorläufigen) Weg gefunden und sei's nur für's folgende Jahr. Abseits anbiedernder
        Chartstauglichkeit/Trueness machen Hidden In The Fog ihre Position als Freischwimmer-(BM)-Kombo mehr als deutlich
        und werden exakt das Milieu ansprechen, auf welches abgezielt wird. Hier legen instrumentale Vertracktheit und kompositorisches Können ihre Hände in ein Feuer an Originalität. Ich bin
        begeistert!
 |  |