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Nehëmah. Wohl kaum jemandem dürfte diese Band ein Begriff sein. Wie denn auch? Mitte der Neunziger haben die
Franzosen ein Demo veröffentlicht, danach wurde die Band für Jahre auf Eis gelegt. Jetzt also "Light Of A Dead
Star", das Debütalbum. Und man braucht beileibe kein Prophet zu sein um vorherzusagen, dass sich der
Bekanntheitsgrad von Nehëmah nun beträchtlich erhöhen wird. Es wird wahrscheinlich nicht zum Einstieg in die
Charts reichen, aber unter den Liebhabern des echten BM werden sich die Franzosen wohl ein paar treue Anhänger
erspielen können. Warum? Nun, es wäre zu wenig gesagt, einfach nur vom besten BM-Album des Jahres zu sprechen.
Denn seien wir mal ehrlich, irgendetwas Weltbewegendes ist in diesem Jahr noch nicht
passiert und die Aussichten
sind auch nicht gerade rosig. Und wenn jetzt jemand einwenden möchte, dass Taake doch gerade mit einem neuen
Werk am Start sind, dann würde ich erwidern, dass die neue Taake-CD ja wohl die
größte Enttäuschung ist seit...
-Ja, seit wann eigentlich? Muss wohl die größte Enttäuschung aller Zeiten sein...
Doch genug von Enttäuschungen, lasst mich von erfreulicheren Dingen reden, lasst mich von Nehëmah schwärmen. Und
bevor wir zur Musik kommen, will ich mich erstmal dem Sound der Scheibe widmen, denn genau SO muss Black Metal
klingen: tief, ohne je an Death Metal zu erinnern, brutal, extrem dreckig und
100% bösartig. Die Franzosen walzen
Hollywood-Pseudo-BM ebenso platt wie all die Punkcombos, die der Meinung sind, ihre letzten Proberaumaufnahmen mit
verstimmten Instrumenten seien Sternstunden des "True" BM. Nehëmah zeigen dem Rest der Welt, wo der Soundhammer
hängt, ewig könnte ich allein dem Klang des Schlagzeugs huldigen, ganz zu schweigen vom wunderbar markanten Bass.
Doch letztendlich ist der Sound eines Albums nur Verpackung, höchste Zeit also, uns mit dem eigentlichen Inhalt
auseinanderzusetzen, den Songs. Und diese Songs sind es, die mich zur Andacht auf die Knie zwingen. Majestätische
Hymnen, hasserfüllt und gewalttätig, gnadenlos, atmosphärisch, ergreifend. Riffs und Melodien, die ganz einfach
nicht von dieser Welt sind, eine wunderbar harsche Gesangsdarbietung: an diesem Werk stimmt einfach alles. Ich
könnte sozusagen meine Prüfliste "Was macht ein gutes BM-Album aus?" Punkt für Punkt abhaken, doch das könnte der
Magie dieses Silberlings noch nicht mal ansatzweise gerecht werden. Denn das ist es, was ich bei diesem Album
spüre: MAGIE. Und dieses Gefühl ist so gut wie unmöglich zu beschreiben, man kann es im Grunde nur selbst erleben.
Dazu würde ich den Song "Nehëmah In Vulva Infernum" empfehlen, der ist zwar nicht besser oder eindrucksvoller als
die anderen Stücke, aber für eure vom Mittelmaß verseuchten Ohren für den Anfang wohl etwas besser verträglich,
da einen winzigen Tick eingänglicher. Kompostionen wie "I Will Sleep With The Dragon" lösen zwar nicht weniger
Gänsehaut aus, brauchen aber unter Umständen einen zweiten Durchlauf, um ihr volles Bouquet zu entfalten (wer auch
nach dem zweiten Anhören nichts empfindet, darf sich als gefühlstot betrachten und sollte es erwägen, seinem leeren
Leben ein Ende zu setzen...). Also, wir waren bei "Nehëmah In Vulva Infernum", meiner Empfehlung für die erste
Begegnung mit den Franzosen. Die ultimative BM-Hymne. Wenn es nach kurzem Akustikgitarrenintro "richtig" los geht,
fühlst du dich, als wehe dir der Nordwind direkt ins Gesicht. Monoton und langsam beginnend, führen hypnotische
Riffs dich hinab in die Dunkelheit, mächtige Doublebassattacken werfen dich zu Boden, es gibt kein Entrinnen...
tiefer und tiefer hinab... die Ewigkeit erwartet dich.
Nehëmah setzen den Standard für das neue Jahrtausend. Von jetzt an wird an den Franzosen
gemessen und viele Bands
werden sich fragen lassen müssen, wie sie es wagen können, nach einem solchen Monumentalwerk die Welt noch mit
ihren akustischen Belanglosigkeiten zu belästigen.
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