NOCTE OBDUCTA

Lethe - Gottverreckte Finsternis (1999)


Dieses Album ist einfach bemerkenswert, bedenkt man die wirklich miese Situation dieser Band (Keyboarder Alex war gerade ausgestiegen, bandinterne Differenzen, Differenzen zwischen Band und Label usw.). Zum einen bin ich von der Einstellung des Kreativbündels Marcel eminent beeindruckt: von Selbstlimitierung oder nur der geringsten Form von Einschränkung ist auf "Lethe" nichts zu spüren. Das äußert sich vor allem bei den Stimmungsschwankungen innerhalb der Musik: wütend-aggressive Black-Metal-Attacken weichen innerhalb von Sekunden- bruchteilen majestätischen Melodien, auch Death- und Thrash-Metal-Parts stehen gleichberechtigt neben dem tränenrührenden Titelstück, welches fast ausschließlich mit Hilfe des Klaviers intoniert wurde. Dennoch wirkt nichts innerhalb der Lieder inhomogen oder konstruiert, sondern durchaus höchst geschickt in Form gegossen. Zum anderen: in puncto Stimmung schlägt "Lethe" so oder so nahezu jede deutsche Veröffentlichung der letzten Jahre, bis auf wenige Ausnahmen. Der einzige Kritikpunkt an einem ansonsten rundum hervorragenden Metal-Album ist der nicht so gelungene Gesang, der glücklicherweise jedoch nicht auf Unfähigkeit seitens des Vokalisten, sondern auf mangelnde Routine zurückzuführen ist. Dafür ist der Sound umso besser gelungen, was gleichfalls für die optische Gestaltung gilt. 
Mannomann, wir können uns glücklich schätzen, dass es noch solche Bands gibt! Mit gut einer Stunde Spielzeit und einer netten kleinen (oder großen?) Überraschung am Ende der CD lohnt "Lethe" den Kauf noch immer mehr als die meisten anderen Veröffentlichungen dieser Tage.

9/10

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