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Silencer sind ganz offensichtlich darum bemüht, ein besonders extremes Image von Wahnsinn und Psychose zu
transportieren. Wie man in diversen Reviews nachlesen kann, ist ihnen das durchaus gelungen. Und sogar
diese Besprechung hier kommt um das Thema kaum herum, wenn auch nur um festzustellen: Geht mir am Arsch
vorbei. Hier soll es nämlich um Musik gehen, nicht um vordergründige Selbstdarstellung, um den Inhalt,
nicht die Verpackung.
Was also erwartet den geneigten Hörer, wenn er "Death - Pierce Me" in die Anlage befördert? Die
stimmungsvolle akustische Einleitung dauert gerade so lange, bis sie den Hörer richtig eingelullt hat.
Durch einen markerschütternden Schrei wird man sodann in Silencers Welt von Wahnsinn und Verzweiflung
gestossen. Es ist eine kalte, abstossende Welt. Schade nur, dass der Gesang nicht wirklich zu überzeugen
weiss. Die Intensität von Burzum oder gar der Fleurety-EP wird lange nicht erreicht, gelegentlich wirken
die Vocals wie gewollt und nicht gekonnt. Mit wüstem Geschrei eine Atmosphäre der Verzweiflung zu erzeugen,
ist eine Gratwanderung an der Grenze zur Lächerlichkeit, an der Silencer noch etwas arbeiten sollten. Und
wo ich schon mal beim Meckern bin, soll auch gleich noch das Drumming erwähnt werden. Die Schweden haben
lediglich einen Sessiontrommler, und das merkt man: Die Drums wirken nämlich gelegentlich wie ein
Fremdkörper, nicht vollständig in die Kompositionen integriert. Dieser Eindruck wird durch den äusserst
klinischen Drumsound noch verstärkt.
Dass diesen Dingen nicht mehr Beachtung zu Teil wurde, ist umso trauriger, als die Stücke an sich durchaus
zu gefallen wissen, ja stellenweise sogar begeistern können. Eisige Riffs und subtile Melodien entführen
in ein Reich jenseits geistiger Gesundheit, in eine kalte, leere Welt voller Hass, eine Welt der Einsamkeit.
Atmosphärische Intermezzi mit karger Instrumentierung erinnnern an Bethlehems "Dictius Te Necare", und auch
der Gesang erreicht hier durchaus Landfermannsche Qualitäten. Über weite Strecken können Silencer wirklich mit
aggressiv-stimmungsvollen Kompositionen überzeugen. Bleibt für die Zukunft also nur zu hoffen, dass sie ihr musikalisches Potential irgendwann ausschöpfen, um uns
dereinst mit einem wirklich grossen Album zu beglücken.
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