NIGHTFELL

Darkness Evermore (CD/LP 2015)


Höchstwahrscheinlich schaffen es Bölzer nicht mehr, ihr (von Dritten) für dieses Jahr angekündigte Debüt fristgerecht loszulassen. Sonderlich tragisch ist dieser Umstand kaum - das Duo lebt seit einigen Monaten seine Reiselust aus und beackert in bester Marduk-Tradition selbst die weißesten Flecken auf der weltweiten Konzertkarte. Die Wartezeit auf ihre Heimkehr verkürzt sich selbstverständlich noch einmal beträchtlich, wenn nach ähnlich böllernden Alternativen Ausschau gehalten wird. Und siehe da, dieses Kleinod tönt so langanhaltend gut, dass es die "andere Band" nahezu vollkommen vergessen lässt.
Völlig unabhängig davon, wie man es dreht oder wendet; ob "Truppensturm auf halbem Tempo mit mehr Groove" oder "eine Kreuzung aus Dead Congregation sowie vom Schlammbad kommenden The Ruins Of Beverast" eher Assoziationen weckt - Nightfell haben hier wahre Hymnen verewigt. Eingebettet in eine wunderbar düstere Atmosphäre samt geschmackvollen Cello-Einlagen erobern Nummern wie "Collapse" langsam, aber unbeirrt das Langzeitgedächtnis. Hauptbestandteil dieses Erfolgrezepts ist zweifellos der konstant anhaltende Spannungsaufbau, der über die gesamte Albumlänge hinweg für ununterbrochen fließende Arrangments sorgt. Frei von jedweder gut gemeinten Vielfalt stampft "Darkness Evermore" im deathdoomigen Stechschritt dahin, wobei eben dieser bewusst eng gesteckte Stil mit mehr als genug Bandbreite ausgefüllt wird. Soll heißen: Das hochaggressive "Rebirth" und der elegisch-majestätisch aufsteigende Eröffnungsreigen "At Last" liegen rein von der Stimmungslage her einige Straßenblöcke entfernt, im Gesamtkontext jedoch schafft dies genau jene schlüssigen Kontraste, die eine gute von einer überirdisch guten Platte trennen.
Nightfell ziehen ihr Ding ohne Umschweife oder allzu gewagte Experimente durch, langweilen dabei aber zu keinem Zeitpunkt. Jeder Handgriff sowohl hinter als auch vor dem Mischpult sitzt einfach. Und gemessen daran, wie sehr die meisten Truppen aus diesem Bereich im eigenen Saft schmoren, kann man die Eigenständigkeit von "Darkness Evermore" kaum hoch genug schätzen.

9 /10

Official Website

Bandcamp

20 Buck Spin

 

Amicus
18.11.2015


Redaktionsbewertung:
Erik 7 Amicus 9
Gesamtdurchschnitt: 8