ANSUR

Axiom (Demo 2005)


Eigentlich erstaunlich, wie stark sich der Stil einer Gruppe binnen weniger Monate ändern kann. Glaubte man nach Überwindung des letzten Lebenszeiches "Carved In Flesh", Ansur fortan als leicht zugängliches, wenn auch eher langweiliges Norsecore-Geschrammel abhaken zu können, werden Vorschnelle nun eines Besseren belehrt. Komplexität, allerdings in Form von erzwungenem Abwechslungsreichtum, ist nun die oberste Priorität.
So bilden unzählige halbgare Melodien und deren atonale Nachkommenschaft wie lustiges Saitenquetschen sowie akustische Semi-Schmankerl das gitarrenlastige Grundgerüst. Das beste, sprich am wenigsten wehtuende Beispiel stellt noch der Opener dar, den fuchsige Frühneunziger-Barden aus dem komplexeren Thrash-Segment auch als Einstieg verwendet hätten, um die Hörerschaft auf ihre noch unverdaulicheren Brocken vorzubereiten. Sicher, die Norweger verstehen den Umgang mit ihren Instrumenten halbwegs und können streckenweise sogar überzeugen. Was ihnen aber wirklich noch fehlt beziehungsweise im Laufe der Line-Up-Wechsel verloren ging, ist der Sinn für Eingängigkeit. Hier kämpft wirklich jeder noch so kleine Einfall verzweifelt um ein bis zwei Sekunden Spielzeit - logisch, dass pro Song circa 154 Ideen verbraten werden, ohne jedoch jemals einen Sinn zu ergeben. Und als wäre soviel "Anders-Sein" nicht schon genug, schießt der "Sänger" mitsamt den grässlich künstlichen Drums den Vogel ab. Anfangs meinte ich mich verhört zu haben, als dieser Knilch, vermutlich aus dem Metalcore-Bereich kommend, ins Mikrofon brüllte. Doch leider wird jener noch missfälliger in seinem Ton und wagt es nicht einmal, in zumindest annähernd schwarzmetallischer Manier zu krächzen. Zahlreiche Durchläufe später (ja, ich wollte dieses Werk wirklich verstehen!) bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass, angesichts der mehrschichtigen Songs, kein anderer "Sänger" den Job hätte besser machen können, da man wahrscheinlich die eng gesteckten Grenzen des Black Metals sowieso nicht mehr anerkennt.
Abschließend noch ein Detail am Rande: Die ungekrönten Thrash-Meister Dark Angel haben auf "Time Does Not Heal" satte 246 Riffs verewigt. Während aber die BayArea-Jungs den Spagat zwischen Zugänglichkeit und fesselndem Songwriting beherrschen, sind Ansur weit davon entfernt. Vielleicht werden beim nächsten Versuch die besten Elemente aus beiden vorherigen Releases zusammengeklaubt, aus denen eine zumindest durchdachte Veröffentlichung entsteht. Mal sehen...

3 /10

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Amicus
29.12.2005


Redaktionsbewertung:
Amicus 3 Herr B. 5
Gesamtdurchschnitt: 4