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Craft sind ja nicht gerade dafür bekannt, Alben aufzunehmen, die vor klaren Klängen nur so strotzen. Doch jetzt,
drei Jahre nach ihrem mehr oder minder erfolgreichen "Terror Propaganda" wurde die musikalische Ausrichtung noch
weiter Richtung Rotz und thrashigstem Black/Thrash à la Pest verstärkt. So käme man, zumindest auf Papier, ganz nahe
an die späteren Werke Darkthrones heran, deren Unterhaltungswert nach kleiner Genre-Verschiebung in keinster Weise
geschmälert wurde.
Dennoch fehlt den schwedischen Brüdern im Geiste mittlerweile die Fähigkeit, etwaige B-Seite-Arrangements beiseite
zu legen. So wird wirklich jedem einzelnen guten Einfall eine Nummer gewidmet, deren Füllmaterial fast schon
"erzwungen" klingt, gleich das erste Stück demonstriert diese abstruse Vorgehensweise: Zuerst hämmert das Quartett
kompromisslose, zerstörungswütige Passagen in bester Pest-Manier runter... um dann wenig später sterbenslangweilige
Schleich-Parts zum "Besten" zu geben. Da wären Schrumpfprozesse ganz sinnvoll gewesen, ein knackiges
Drei-Minuten-Inferno hätte eher die Wurst vom Teller gezogen. Unerschütterliche Optimisten, die an bessere Zeiten
glauben, werden umgehend eines Besseren belehrt: Mit dem längsten Stück folgt nämlich DIE Einschlaf-Hymne
schlechthin. Über diesem Sammelsurium an vorschnellen Ideen thront jedoch der hörbar gelangweilte Vokalist, dessen
Performance-Höhepunkt eindeutig im obligatorischen Schreien nach einem einigermaßen gelungenen Songteil liegt. Jene
erwähnenswerten Bereiche basieren zum einen auf zerbrechlichen, langsamen, zum anderen auf headbangfähigen Riffs,
die es verstehen, Schädel mit tödlicher Präzision zu spalten. Umso trauriger, dass Nox und seine Konsorten den Sinn
für zum-punkt-kommende Lieder verloren haben.
Das nächste Pack an Beiträgen ist nichts weiter als eine Ansammlung von Füllern, besser bekannt als Aufwärmübungen
für bevorstehende Auftritte. Je nachdem, wie der Wind gerade durch's Land zieht, wird entweder das Gas oder die
Bremse bevorzugt eingesetzt - größtenteils verzichtbarer Stoff. "Terni Exustæ: Queen Reaper" lässt nach dem
verhältnismäßig stürmischen Anfang kurzlebige Hoffnungen aufkeimen, verliert sich jedoch schnell im immerwährenden
Staub vergessener Thrash-Melodien und Breaks. "Xenophobia" wäre ebenfalls vollkommen wegwerfbar, wenn nicht diese
bösartig kriechende Stelle wäre, wo Sänger Nox der Welt mit lautem Nachhall mitteilt, dass er uns alle hasst ("I
hate you all!"). Zusammen mit dem tiefen Riffwerk ergibt das eine wirklich nette Passage. Wow. Angesichts der
Tatsache, dass die Jungs in der Vergangenheit aber weitaus größere Glanztaten vollbracht haben, könnte ich ihnen
heute mit haargenau derselben Message kommen. "The Suffering Of Others" ist das erste Instrumental hier, den größten
Aufweckfaktor hat die gelungene Schlussszene, bestehend aus einer einzigen, beängstigenden Tonfolge, welche nahtlos
ins anfangs mächtig schrubbende "Destroy All" übergeht. Leider war es nie gescheit, zwei textlose Arbeiten
hintereinander zu platzieren, auch hier gibt's keinen Blumentopf als Trostpreis.
Zum Schluss zeigen uns "According To Him" und der längere Rausschmeißer "Principium Anguis", dass Craft viel mehr
Potenzial innehaben als sie ihrer Hörerschaft preisgeben wollen. Kämen derartige Momente auf dem dritten Opus des
öfteren vor, wäre die Scheibe eine rundum nette Angelegenheit gewesen, aber so reicht es leider nur für das Prädikat
"Durchschnitt". Nach Ondskapt ist hiermit eine weitere Qualitäts-Bastion gefallen... |
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