CRAFT

Fuck The Universe (CD 2005)


Craft sind ja nicht gerade dafür bekannt, Alben aufzunehmen, die vor klaren Klängen nur so strotzen. Doch jetzt, drei Jahre nach ihrem mehr oder minder erfolgreichen "Terror Propaganda" wurde die musikalische Ausrichtung noch weiter Richtung Rotz und thrashigstem Black/Thrash à la Pest verstärkt. So käme man, zumindest auf Papier, ganz nahe an die späteren Werke Darkthrones heran, deren Unterhaltungswert nach kleiner Genre-Verschiebung in keinster Weise geschmälert wurde.
Dennoch fehlt den schwedischen Brüdern im Geiste mittlerweile die Fähigkeit, etwaige B-Seite-Arrangements beiseite zu legen. So wird wirklich jedem einzelnen guten Einfall eine Nummer gewidmet, deren Füllmaterial fast schon "erzwungen" klingt, gleich das erste Stück demonstriert diese abstruse Vorgehensweise: Zuerst hämmert das Quartett kompromisslose, zerstörungswütige Passagen in bester Pest-Manier runter... um dann wenig später sterbenslangweilige Schleich-Parts zum "Besten" zu geben. Da wären Schrumpfprozesse ganz sinnvoll gewesen, ein knackiges Drei-Minuten-Inferno hätte eher die Wurst vom Teller gezogen. Unerschütterliche Optimisten, die an bessere Zeiten glauben, werden umgehend eines Besseren belehrt: Mit dem längsten Stück folgt nämlich DIE Einschlaf-Hymne schlechthin. Über diesem Sammelsurium an vorschnellen Ideen thront jedoch der hörbar gelangweilte Vokalist, dessen Performance-Höhepunkt eindeutig im obligatorischen Schreien nach einem einigermaßen gelungenen Songteil liegt. Jene erwähnenswerten Bereiche basieren zum einen auf zerbrechlichen, langsamen, zum anderen auf headbangfähigen Riffs, die es verstehen, Schädel mit tödlicher Präzision zu spalten. Umso trauriger, dass Nox und seine Konsorten den Sinn für zum-punkt-kommende Lieder verloren haben.
Das nächste Pack an Beiträgen ist nichts weiter als eine Ansammlung von Füllern, besser bekannt als Aufwärmübungen für bevorstehende Auftritte. Je nachdem, wie der Wind gerade durch's Land zieht, wird entweder das Gas oder die Bremse bevorzugt eingesetzt - größtenteils verzichtbarer Stoff. "Terni Exustæ: Queen Reaper" lässt nach dem verhältnismäßig stürmischen Anfang kurzlebige Hoffnungen aufkeimen, verliert sich jedoch schnell im immerwährenden Staub vergessener Thrash-Melodien und Breaks. "Xenophobia" wäre ebenfalls vollkommen wegwerfbar, wenn nicht diese bösartig kriechende Stelle wäre, wo Sänger Nox der Welt mit lautem Nachhall mitteilt, dass er uns alle hasst ("I hate you all!"). Zusammen mit dem tiefen Riffwerk ergibt das eine wirklich nette Passage. Wow. Angesichts der Tatsache, dass die Jungs in der Vergangenheit aber weitaus größere Glanztaten vollbracht haben, könnte ich ihnen heute mit haargenau derselben Message kommen. "The Suffering Of Others" ist das erste Instrumental hier, den größten Aufweckfaktor hat die gelungene Schlussszene, bestehend aus einer einzigen, beängstigenden Tonfolge, welche nahtlos ins anfangs mächtig schrubbende "Destroy All" übergeht. Leider war es nie gescheit, zwei textlose Arbeiten hintereinander zu platzieren, auch hier gibt's keinen Blumentopf als Trostpreis.
Zum Schluss zeigen uns "According To Him" und der längere Rausschmeißer "Principium Anguis", dass Craft viel mehr Potenzial innehaben als sie ihrer Hörerschaft preisgeben wollen. Kämen derartige Momente auf dem dritten Opus des öfteren vor, wäre die Scheibe eine rundum nette Angelegenheit gewesen, aber so reicht es leider nur für das Prädikat "Durchschnitt". Nach Ondskapt ist hiermit eine weitere Qualitäts-Bastion gefallen...

5 /10

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Carnal Records

 

Amicus
01.01.2006


Redaktionsbewertung:
Amicus 5 Ewigkeiten 8
Herr B. 7
Gesamtdurchschnitt: 6.7