HETROERTZEN

Rex Averno (CD/LP 2005)


Selbst die bestausgearbeitetsten Songs werden schnell zu lediglich netten Zeitüberbrückern, wenn bei den Aufnahmen geschlampt wird. Dabei ist es vollkommen egal, ob sich entweder der Mischmeister oder die Gruppe selbst (oder im schlimmsten Fall beide Parteien) Flüchtigkeitsfehler erlauben. Hetroertzen haben am Anfang ihrer Karriere peinlich genau darauf geachtet, keine vorschnellen Werke rauszubringen. Deren Debüt versprach viel für den künftigen Werdegang der Chilenen - und hielt am Ende nur die Hälfte.
Mir will nicht in den Kopf hinein, warum man ewige Zeiten an dreizehn Stücken feilt, um sich dann gerade einmal eine Woche im Studio zu verschanzen, wo laut Promoblatt "hart gearbeitet wurde". Das Quartett vergaß leider völlig, begangene Unstimmigkeiten auszumerzen, sprich das dritte Album in mehrere Aufnahmesessions aufzuteilen. So kommt es unter anderem, dass gewisse Akkorde zum falschen Zeitpunkt gespielt werden oder für kurze Zeit vollkommen neben der Spur getrommelt wird. Manche Samples klingen deplatziert, Kreischhals Kæffel singt größtenteils "vor sich hin" und sein erschreckender Akzent, sowohl in den englischen wie deutschen Liedern vorkommend, vermiest einem den Spaß gehörigst; woher diese erschreckende Verschlechterung seiner Vokalperformance kommt, weiß höchstens der Bandkopf selbst, höchstwahrscheinlich nahm er zuerst die Schlagzeugspuren und dann erst seine Vocals auf. Ärgerlich, wie viel Mist solch Kleinvieh macht, bedenkt der genaue Hinhörer, dass hier viele Passagen beziehungsweise ganze Lieder an Sternstunden ihres Schaffens erinnern. "Herolde des Antichristen" ist im Grunde ein kurz-knackiger, mit unheilvollen Riffs zugepflasterter Platzfeger, "The 7th Visit" hat ein mörderisch doomiges Anfangsszenario in petto und glänzt sonst auch mit einem gelungenen Aufbau. "Adveniat Principis Inferno" begeistert, weil das Gesamtpaket stimmt; hier wird unter anderem Kæffels Stimme mittels eines Verzerrers eindrucksvoll in Szene gesetzt, die Drum-Einlagen sind punktgenau (!), das Gitarristen-Duo spielt nicht mehr so schwammig, sondern ebenfalls konzentriert genug, um mich umzuschmeißen. Der Rest eiert streckenweise ganz schön dahin, manchmal liegt's an der Band, manchmal am Produzenten (schlampiger Mix) oder sogar an beiden (sowohl ungenaues Spielen als auch Schnitt).
Offensichtlich sind Hetroertzen keine Perfektionisten mehr, sonst käme wohl kaum solch ein derartiges Pfusch-Monstrum heraus, das mit der Anfangszeit-Attitüde niemals im Einklang gewesen wäre. Die Lieder selbst haben unabstreitbares Potenzial, diese hastige Zusammenstellung nicht. Bleibt nur zu hoffen, dass die Vier beim nächsten Versuch mehr Zeit finden, damit endlich ein würdiger Nachfolger von "Flying Across The Misty Gardens" entsteht.

6 /10

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Rawforce Productions

 

Amicus
15.01.2006