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Selbst die bestausgearbeitetsten Songs werden schnell zu lediglich netten Zeitüberbrückern, wenn bei den Aufnahmen
geschlampt wird. Dabei ist es vollkommen egal, ob sich entweder der Mischmeister oder die Gruppe selbst (oder im
schlimmsten Fall beide Parteien) Flüchtigkeitsfehler erlauben. Hetroertzen haben am Anfang ihrer Karriere peinlich
genau darauf geachtet, keine vorschnellen Werke rauszubringen. Deren Debüt versprach viel für den künftigen Werdegang
der Chilenen - und hielt am Ende nur die Hälfte.
Mir will nicht in den Kopf hinein, warum man ewige Zeiten an dreizehn Stücken feilt, um sich dann gerade einmal
eine Woche im Studio zu verschanzen, wo laut Promoblatt "hart gearbeitet wurde". Das Quartett vergaß leider völlig,
begangene Unstimmigkeiten auszumerzen, sprich das dritte Album in mehrere Aufnahmesessions aufzuteilen. So kommt es
unter anderem, dass gewisse Akkorde zum falschen Zeitpunkt gespielt werden oder für kurze Zeit vollkommen neben der
Spur getrommelt wird. Manche Samples klingen deplatziert, Kreischhals Kæffel singt größtenteils "vor sich hin" und
sein erschreckender Akzent, sowohl in den englischen wie deutschen Liedern vorkommend, vermiest einem den Spaß
gehörigst; woher diese erschreckende Verschlechterung seiner Vokalperformance kommt, weiß höchstens der Bandkopf
selbst, höchstwahrscheinlich nahm er zuerst die Schlagzeugspuren und dann erst seine Vocals auf. Ärgerlich, wie
viel Mist solch Kleinvieh macht, bedenkt der genaue Hinhörer, dass hier viele Passagen beziehungsweise ganze Lieder
an Sternstunden ihres Schaffens erinnern. "Herolde des Antichristen" ist im Grunde ein kurz-knackiger, mit
unheilvollen Riffs zugepflasterter Platzfeger, "The 7th Visit" hat ein mörderisch doomiges Anfangsszenario in petto
und glänzt sonst auch mit einem gelungenen Aufbau. "Adveniat Principis Inferno" begeistert, weil das Gesamtpaket
stimmt; hier wird unter anderem Kæffels Stimme mittels eines Verzerrers eindrucksvoll in Szene gesetzt, die
Drum-Einlagen sind punktgenau (!), das Gitarristen-Duo spielt nicht mehr so schwammig, sondern ebenfalls konzentriert
genug, um mich umzuschmeißen. Der Rest eiert streckenweise ganz schön dahin, manchmal liegt's an der Band, manchmal
am Produzenten (schlampiger Mix) oder sogar an beiden (sowohl ungenaues Spielen als auch Schnitt).
Offensichtlich sind Hetroertzen keine Perfektionisten mehr, sonst käme wohl kaum solch ein derartiges Pfusch-Monstrum
heraus, das mit der Anfangszeit-Attitüde niemals im Einklang gewesen wäre. Die Lieder selbst haben unabstreitbares
Potenzial, diese hastige Zusammenstellung nicht. Bleibt nur zu hoffen, dass die Vier beim nächsten Versuch mehr
Zeit finden, damit endlich ein würdiger Nachfolger von "Flying Across The Misty Gardens" entsteht. |
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