TEMPLE OF BAAL

Traitors To Mankind (CD 2005)


Wo gibt es lieblichen Wein, herb "duftenden" Käse und meterlange Baguettes? Richtig. In Frankreich. Hier ist es den Leuten unmöglich ein "h" auszusprechen, man lässt sich wahnsinnig viel Zeit beim Essen und spricht so schnell, dass man als Außenstehender, der die französische Sprache nicht grade mit dem großen Löffel gegessen hat, ernste Schwierigkeiten bekommt, etwas zu verstehen. Doch entfernen wir uns mal vom Ess- und Sprachverhalten unserer geschätzten Freunde im Westen. Genauer gesagt, nehmen wir Kurs auf die französische BM-Szene. Die hat nämlich einiges zu bieten. Wären da zum Beispiel Temple Of Baal und ihre neuste Hackplatte "Traitors To Mankind". Gerüstet mit Antares, dem neuen Drummer, der unter anderem bei Glorior Belli und Black God die Knochen schmettern ließ, bricht ein neues Zeitalter an. Ebenso wurden für die Produktion mit Ludovic Tournier, der für seine Zusammenarbeit mit Himinbjorg, Hell Militia oder Nehëmah bekannt sein dürfte, neue Maßstäbe gesetzt.
In ordnungsgemäßer Knüppelmanier entzündet sich ein prasselnder Double-Bass-Hagel, der einen beachtlichen Durchschlagsgrad vorzuweisen hat. Intensität und Power werden also von Anfang an geboten, wenn auch nicht in reiner, sondern gemischter Form. Im Schatten der üblichen BM-Klänge zieht sich nämlich eine gewaltige Death Metal-Spur über das gesamte Klangwerk hinweg. Trotzdem haben wir es nicht mit belanglosem Geprügel zu tun, denn wie von Amduscias angesprochen, lässt sich die Band mehr Freiheiten und setzt auf Variation. So kann man sich neuerdings auf Gitarren-Solos freuen, die durch einwandfreie Klarheit bestechen und zwischen den kraftvollen Wänden aus Black und Death für melodiös anmutende Momente sorgen. Neben der Bedienung des Tieftöners hat auch Arkdaemon eine neue Beschäftigung. So wirkt er in einigen Songs als Backing-Vocalist mit und stellt damit einen schönen Kontrast zum Whiskey-Organ von Amdusicias dar. Ebenfalls bekannt dürfte sein, dass die Franzosen schon immer einen gewissen Thrash-Einfluss hatten. Das wird mit "Under The Spell" eindrucksvoll und rasant unter Beweis gestellt, auch wenn die Höllenfahrt nur knapp die 2-Minuten-Grenze überschreitet.
Zu all dem gibt es auch lyrische Veränderungen, denn im Gegensatz zum Vorgänger "Servants Of The Beast" sind die Texte viel persönlicher und zeigen deutlich, was in letzter Zeit überstanden und durchgemacht werden musste. Stücke wie "Graveyard Of Disgust" sind beispielsweise Werke purer Bitterkeit und Verzweiflung. So ist es schön anzusehen, dass viele verschiedene Stimmungsfelder erzeugt werden, was den einen oder anderen vielleicht zum Nachdenken anregt, ob er denn ein Album kaufen möchte, das keine feste Stimmungslage hat. Doch da hier alles aus einem Guss kommt, dürfte auch dieses eventuelle Problem schnell beseitigt sein. Denn ob es nun schmettert, groovt oder walzt, es passt einfach gut zusammen. Und um die unten stehenden Zahlen in Worte zu fassen: "Traitors To Mankind" ist ein wirklich "korrektes" Release, das keinen Überflieger darstellt und dem hier und da noch mehr Abwechslung gut tun würde, da sich nach mehreren Durchgängen einige Sachen recht gleich anhören. Dennoch wird sich der Erwerb neben den Szene-Anhängern auch für tolerante Death-Metal-Fans lohnen.

7.5 /10

Official Website

Adipocere Records

 

Frostkrieg
18.02.2006