MELMOTH

Extention Memories (CD 2005)


Wissenschaftler sagen, dass das Bewusstsein des Menschen nur dazu dient, um ihm ein Mitspracherecht vorzugaukeln. Entschieden wird zumindest unterbewusst. Was mich dazu bewegt hat, ein Review zu diesem Album zu schreiben, kann ich wohl nur aus Interesse und Gutmütigkeit zusammensetzen. Aber kommen wir zu dem, was von Süden her über das Mittelmeer geschippert kam. Denn die Herren von Melmoth aus dem sandigen Tunesien versuchen sich mit Extention Memories als schwarzmetalle Kapelle Gehör zu verschaffen. Durchaus löblich, doch sind die Vorraussetzungen denkbar schlecht, wie man sich denken kann. Sollte es wirklich möglich sein, eine klirrende Atmosphäre und eisige Kälte in sengender Hitze zu kreieren?
Diese Frage kann man im Falle von Melmoth getrost mit Nein beantworten. Die tonalen Welten, in die uns Melmoth entführen, haben in Summe wenig mit meinem Verständnis von klassischem Black Metal zu tun. Was als erstes auffällt, ist der sehr weit im Vordergrund platzierte Bass, der fröhlich seinen bisweilen verspielten Linien entlang wuselt. Als zweites sind recht dicke Keyboardwolken auszumachen, die, sofern die Gitarre einmal nichts beizutragen hat, eine Atmosphäre alter Rollenspiele a la „Das Schwarze Auge“ aufkommen lassen. Die fast kontinuierliche Erweiterung der Musik mit solchen Flächen, Pianoausbrüchen und –tonleitern ist mir definitiv zu viel.
Die Gitarrenfraktion spielt munteres, progressives Geschrubbe, welches durch seine abgehackte Spielweise kaum tragende Flächen zulässt. Nebenbei verstrickt man sich in seltsame Lead-Elemente und wirbelt Solopassagen auf den Griffbrettern dieser Welt. Der Gesang variiert zwischen heisererem Kreischen und tiefen Grunzvariationen, bleibt allerdings im Rahmen des Erträglichen. Sogar an eine unverzerrte Erzählstimme wurde gedacht, was allerdings auch recht seltsam anmutet. Die rhythmusgebende Fraktion setzt vernünftige Double Bass Teppiche unter die Tonkunst der anderen Mitstreiter und erweist sich als talentierter Trommelterrorist. Das ist doch mal was.
Hmm… Alles in allem habe ich hier kaum Black Metal Akzente ausmachen können. Das Album ist um einiges zu positiv, mangelt an Düsternis und ist dazu auch noch recht seicht produziert, so dass es niemandem weh zu tun kann oder auch wahrscheinlich gar nicht will. Dabei hab ich immer gedacht, Black Metal muss wehtun. Oder es ist hier eine neue Art von Black Metal, die ich nicht nachvollziehen kann. Wenn dem so ist, möchte ich sie aber auch nicht nachvollziehen.

2 /10

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Sir ChristCrusher
06.04.2006