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Von Kollege Argathon wurden Infestus im Review zu ihrem Debüt
so treffend dem "schwarzmetallischen Mittelstand" zugerechnet, dass ich dieses Bonmot an dieser Stelle aufgreifen
und auch auf die neue Veröffentlichung der Band ausdehnen möchte. Und glücklicherweise passt auch die andere Hälfte
der Split in diese Kategorie, so dass uns dieser erste Streich von Fullmoon Funeral Productions einen genaueren
Blick auf jenen Mittelstand erlaubt.
Das ist zur Bewertung dieses Silberlings auch nötig, denn zwischen Sachen, die mit Mühe und Not nicht mehr Scheiße
sind und solchen, die noch nicht zwingend empfehlenswert scheinen, erstreckt sich ein weites Feld, auf dem
Infestus und Lost Life plaziert werden wollen - ok, ob sie nun ausgerechnet im Mittelstand angesiedelt werden
wollen, ist natürlich eine andere Frage; aber da sie offensichtlich wissen wollen, wo sie stehen, haben sie eine
genauere Analyse als "irgendwo zwischen gut und schlecht" verdient.
Besonders Infestus profitieren vom etwas genaueren zweiten Hinhören, stellt sich doch heraus, dass die Band sich
durchaus positiv entwickelt hat und - so die Götter gnädig gestimmt sind - schon beim nächsten Mal den Sprung in
die Oberliga schaffen kann. Der klassische, semimelodische Black Metal der Deutschen ist zwar nicht atemberaubend,
aber kompetent und stimmig umgesetzt sowie angemessen aufgenommen worden. Jetzt muss die Truppe sich für den
nächsten Schlag nur noch ein paar wirkliche Höhepunkte einfallen lassen, um dem momentan "lediglich" soliden
Material den letzten Schliff zu verpassen. Zwar hat man auch jetzt schon ein paar recht nette Ideen auf Lager - so
klingt etwa "De Profundis..." vor allem in den mittelschnellen Passagen gar nicht übel, während "The Chalice..." in
den rasenden Abschnitten am meisten überzeugt - aber das letzte Quentchen Magie vermisse ich dann doch noch. Das
Recycling alter Lieder auf neuen Veröffentlichungen halte ich für etwas, das die Band nicht zur Gewohnheit werden
lassen sollte, will das aber an dieser Stelle nicht über Gebühr bestrafen. (7)
Lost Life sind die zweite Band auf der CD und belegen auch bei mir den zweiten Platz. Während Infestus schon
ziemlich nahe an etwas sind, das ich ernsthaft gut finden könnte, müssen ihre Split-Kollegen noch fleißig an sich
arbeiten. Zum Beispiel könnten sie sich beim Aufnehmen etwas mehr Mühe geben. Momentan klingt das Ganze nämlich
eher scheppernd-dünn-übersteuert anstatt meinem Verständnis von "roh" zu entsprechen. Aber die Produktion ist
natürlich nicht das Wichtigste, Priorität sollte es für die Band haben, sich ein paar weniger belanglose Riffs
einfallen zu lassen. Vom hier präsentierten Material offenbart "Path Of Pain" zwar durchaus Potential und verbessert
die Endnote gar um einen ganzen Zähler, ansonsten klingen L.L. aber wenig berauschend. So hat man es stellenweise
viel eiliger, als den Stücken gut tun würde, etwa beim Anfang von "In Rust". Und ganz allgemein ist das Riffing
entweder nicht sonderlich prall oder zu deutlich bei Darkthrone abgeschaut. Nun ja, vielleicht ja beim nächsten
Mal. (5) |
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