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Verdammt lange ist es her, dass ich mich mit den Werken der Norweger beschäftigt habe. Hatte mir die "Destroyer"
noch halbwegs zugesagt, so verließ mich bereits beim Reinlauschen im örtlichen Kaufhaus der Mut, neuere
Veröffentlichungen aus dem Hause Gorgoroth zu kaufen. So bekam ich zwar sowohl den neuesten Knastklatsch um Herrn
Gaahl als auch die Geschehnisse um den ach so skandalösen Auftritt der Band in der Heimat unseres geliebten
Johannes Paul II mit, die wesentlichen, sprich musikalischen, Ergüsse der Band blieben mir allerdings erspart(?).
Und so kann ich nun behaupten, mal halbwegs objektiv an dieses Scheibchen heran zu gehen.
Und nach dem ersten Hördurchlauf zauberte sich auch sofort ein breites Grinsen auf mein Gesicht, hatte sich mein
innerer Schweinehund doch bereits auf einen groß angelegten Veriss gefreut. Nun da ich dem Album Chance um Chance
gegeben habe, gerät mein Vorsatz immer mehr ins Wanken, wenn gleich wir noch weit von Jubelarien entfernt sind. Was
mir als erstes missfällt ist, dass auch auf diesem Werk Drumhure Frost seine Hände im Spiel hat. Gewiss sind seine
Spielkünste über jeden Zweifel erhaben, mir behagt dieses technisch angehauchte Drumming bei einer Band wie
Gorgoroth jedoch überhaupt nicht. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Songaufbau im Allgemeinen, sind die Lieder
doch teilweise recht vertrackt und nur schwer zugänglich. Versteht mich nicht falsch, Gorgoroth sind keineswegs zu
den Death des Black Metal geworden, aber es wirkt schon ungewöhnlich, wenn man vorher die "Pentagram" gehört hat
und dann dieses Album auflegt. Allerdings kann ich der Band daraus auch keinen Strick drehen, schließlich sollte
man einer Gruppe immer die Chance auf Weiterentwicklung zu gestehen und da hier offensichtlich keine kommerziellen
Interessen verfolgt werden, sei es der Band gestattet.
Doch es gibt natürlich auch einige positive Momente, die hier nicht unerwähnt bleiben sollen. Zu diesen gehört zum
Beispiel "Sign Of An Open Eye", das recht untypisch, da durchgehend langsam, daher kommt. Getragen von ruhigen
Gitarren und einem lauten Bass, entwickelt der Song nach mehrmaligem Hören ein beklemmendes Gefühl im Hörer und
dazu auch noch einen starken Suchteffekt. Ebenfalls gut gefällt mir das Riffing in "Carving A Giant", welches,
leicht thrashig angehaucht, sehr schön chaotisch und irgendwie "typisch Gorgoroth" wirkt. Der Sound ist, verglichen
mit den anderen mir bekannten Scheiben, sehr sauber, was aber bei den bereits erwähnten Kriterien völlig in Ordnung
geht, sonst würde wohl das ein oder andere Detail untergehen.
Fragt sich nun, wie man dieses Album bewerten soll? Wie ich bereits einem Freund gegenüber erwähnte, haben die
Nordmänner hier ein sehr zweischneidiges Schwert geschmiedet, denn immer, wenn ich das Gefühl hatte, die Platte
fängt an zu nerven, zaubern sie wieder ein herrliches Riff hervor, das meine Hand automatisch von der Stoptaste
zurück zucken lässt. Im Endeffekt gefallen mir einige Lieder dann aber doch zu gut, als dass ich die Band hier mit
mageren 5 Punkten abspeisen möchte, daher nehme ich einfach mal den Mittelweg. Vor dem Kauf auf jeden Fall
reinhören, wenn möglich gleich mehrfach! |
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