GJENFERDSEL

I (CD 2006)


Black Metal - Corpsepaint - Norwegenfahne. Diese drei Zutaten haben Mitte der 90er bereits gereicht, um mir das Höschen nass zu machen, war in diesen Zeiten doch sehr vieles tatsächlich auch Gold, was geglänzt hat. Mit zunehmendem Alter und, vor allem, zunehmender Flut von technoiden Sounds, Black-Death-Mixen oder einfach vertonter Langeweile, die mich aus dem einst so gelobten Land erreichten, wurden meine Shorts immer trockener und man wurde vorsichtiger, denn nicht immer war Norwegen drin, wo Norwegen drauf stand.
Dieses Trio aus Lom scheint mir da eine Ausnahme zu sein, bleibe ich doch zumindest von schrecklichen Stilmixen oder Raverhythmen verschont. Norwegian Black Metal at its best also? Nicht ganz! Gewiss, die musikalische Darbietung lässt vom technischen Standpunkt her keine Wünsche offen. Die Klampfen sägen, das Schlagzeug stampft, der Bass, welcher übrigens sehr gut zu vernehmen ist, hämmert und die Stimme keift. Gefällt mir schon einmal, allerdings ist da ein kleines großes Manko: die Lieder bleiben nicht hängen. Zwar fühle ich mich von Zeit zu Zeit ein wenig an frühe Twin Obscenity erinnert und auch Forgotten Woods klopfen mal an, aber die Lieder sind leider zu sehr im Mittelmaß komponiert. So oft ich "I" auch höre, sie ist und bleibt gefällig, mehr aber auch nicht, da hilft auch der Frauengesang in "Dödshymne" nicht.
Einige gute Ansätze sind zu finden, gerade die Bassmelodien in "Stolhet" in Verbindung mit den melancholischen Gitarren klingen schon recht gut, aber das sind lediglich Bruchstücke, die einfach zu rar gesät sind. Immer wieder tauchen kleine Puzzleteile auf, die mich anerkennend nicken lassen, aber die Nordmänner verstehen es leider nicht, daraus ein großes und gutes Ganzes zu zaubern.
So sind also positive Ansätze durchaus vorhanden, das Songwriting aber leider noch zu spröde. Bedenkt man aber, dass die Band erst 2002 gegründet wurde und dies das Debütalbum ist, so kann und sollte man die Jungs ruhig mal im Auge behalten, vielleicht haben sie Großes vor sich, eingedenk guter Einfälle wie in eben "Stolhet" oder auch "Deathbound". Im Moment reicht es leider nur für den Mittelstand.

5.5 /10

Official Website

Ketzer Records

 

odium
31.10.2006