GORATH

The Fourth Era (Digi-Pak CD 2006)


"Cosmological Black Metal", aha? "You can expect an original mix of both Traditional and Progressive Black Metal", aha? - Abgesehen von der schwülstigen (unpassenden) Schublade, trifft die stilistische Einordnung soweit jedoch zu, das vorweg. Sonderlich juckig macht einen das trotzdem nicht, ebenso wie die Hintergrund-Infos: Gorath ist eine Ein-Mann-Band aus Belgien, wurde wohl 1996 ins Leben gerufen und veröffentlicht dieser Tage Album Nummer 2 über Descent Productions. Nun denn, wenn auch nicht sonderlich Interesse weckend, müssen sich dahinter trotzdem keine Enttäuschungen verbergen.
Tun sie auch nicht gänzlich, wenn ich das mal so pauschal angeben darf. Denn an sich ist Filip Dupont, seines Zeichens, äh, Band, die Verquickung traditioneller und progressiver Arten und Weisen innerhalb des Black Metal-Radius' gelungen. Mit Abstrichen versteht sich und davon sicher nicht zu knapp, aber hierzu später mehr. Dass der Mann (plus Mitstreiter aus der belgischen Metal-Prominenz) sein Handwerk beherrscht, wird recht fix deutlich, hüpft er innerhalb der arrangierten Songs doch fast nahtlos zwischen den erwähnten (Sub)Genres hin und her, ohne sonderlich ins Schlingern zu geraten, wobei er sich deutlich mehr auf die Progressivität konzentriert, statt zuviele Zitate alter Herangehensweisen anzubringen. An Kompaktheit und technischem Know-How soll's hier also nicht mangeln und eine Basis wäre vorhanden, fehlen nur noch ansprechende Kompositionen und ein passender Klangmantel. Und hier beginnt die Sache haarig zu werden...
Um mit dem Schlimmsten anzufangen: Der Sound ist kacke. Komplexe(re)r Musik bedarf es an Druck und Fülle, beides sucht man auf "The Fourth Era" vergeblich. Dünn, kraftlos und staubtrocken wurden die Lieder mit der denkbar schlechtesten Produktion versehen, die man nur wählen konnte (geht man von vorhandenen Fähigkeiten des Mixmannes aus). Das Album büßt jeden Ansatz von Lebendigkeit und Emotion auf Grund des verhunzten Sounds ein. Pluspunkte hierbei gehen lediglich an die gelungene Verschleierung dessen, dass es sich wohl um einen Drumcomputer handeln müsste und die kontinuierliche Hervorhebung des Viersaiters.
Habe ich bislang gutmütig über das nicht sonderlich originelle musikalische Konzept hinweggesehen, bringen es Gorath nun auch noch fertig, mir die eventuelle Vergabe von Sympathieboni zu sparen, da ab Mitte des Albums dreisterweise nach dem "Klau dich schlau"-Schema agiert wurde. Die Songs 5 bis 7 offenbaren beinahe empörendes Plagiatentum: "The Fifth Birth" (Solefald), "Zenith Point" (Opeth) und "Cosmogenesis" (Khold) bestätigen, was sich von Beginn an als Vermutung zu verdeutlichen versuchte: Gorath sind gravierend uneigenständig (unter der Fahne des Prog BM versteht sich). Die Sinnhaftigkeit des Wortes 'progressiv' schien wohl nicht in Gänze beleuchtet worden zu sein. Aber nur weil ein Maurer in Nullkommanix ein statisch akzeptables Haus auf's Fundament setzt, heißt das noch lange nicht, dass selbiges auch gut aussieht, wenn's verputzt ist.
"The Fourth Era" ist weder Fisch noch Fleisch und das auch noch mit allzu geringem BM(!)-Anteil, infamem Diebstahl und völlig ungeeignetem Sound. Dennoch will ich nichts verreißen, wünsche Gorath also, dass die vorhandenen Grundlagen festen Fuß fassen und demnach weiter ausgebaut werden können. Will heißen: Kommt Zeit, kommt hoffentlich Rat.

5 /10

Official Website

Descent Productions

 

sic
01.11.2006


Redaktionsbewertung:
Erik 3 sic 5
Herr B. 5
Gesamtdurchschnitt: 4.3