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Eigentlich wollte ich nach dem unglücklichen Halbfinalaus gegen unsere ehemaligen Axialverbündeten lange nichts
mehr mit Adria und Co. zu tun haben. Nun flatterte "Coronation" in die heimischen vier Wände, glücklicherweise
ohne Lambrusco, dafür mit einem vielversprechenden Beipackzettel. Großen Namen wollte man nacheifern, so wurden
Dissection und Dimmu Borgir ins Feld geführt und der Klang mit nordischen Attributen beschrieben. Hatte der
Italiener gelernt, Musik zu machen? Nun, um es kurz zu machen und die hektischen Bestellversuche bei The Oath
einzudämmen: Hatte er nicht. Nicht wirklich zumindest.
Denn vehemente Elemente werden von seltsamen Gitarrenwirbeln, die wohl der Melodik zuzuschreiben sein sollen,
unterbrochen, die einem in Verwunderung die Augenbrauen verziehen. Seltsame Brückenriffs schaden der
Geradlinigkeit in vielen Momenten und steigern den Anteil eigenartiger Klangkompositionen. Auch im folgenden
lässt mich das Material zweifelnd zurück. Zwar ist der Gesang ansprechend verständlich und genretypisches
heiseres Gekeife, welches in manchen Momenten an Haemoth erinnert, aber das tonale Material ist durch seine
ständigen Wechsel und schleppenden Melo-Einwürfe äußerst anstrengend. Getragene Passagen kommen hingegen recht
gut weg, schaffen es diese sogar, vormaliges nervöses Zucken wieder zu beruhigen.
Die Melancholie als tragende Säule der Italiener kommt im Gesang, aber vor allem in vielen Gitarrenmomenten
zum Vorschein, in dem ein einzelnes Saiteninstrument in der Leere vor sich hin säuselt, teilweise untermalt
von sanften Keyboardflächen. Vor "Skyblue Dawn" sei hier noch einmal explizit gewarnt, da sich hier ein äußerst
fluffiger Drumcomputerpart eingeschlichen hat, der aufgrund seiner Schwülstigkeit nur für Hartgesottene zu
empfehlen ist. Aber zurück zu den sechs Saiten. Ein wenig Dissection ist schon dabei. Man hat wahrscheinlich
dem Herrn Nödtveit mal auf die Finger geschaut und gemerkt, dass da nicht viel passiert, außer dass im siebten
bis neunten Bund die Tonleitern gedudelt werden. So ist "To The Angel With No Wings" zwar kein zweites "Night's
Blood" geworden, aber dennoch ein ansprechender, energiegeladener Track, den es Spaß macht anzuwerfen.
Wenn jetzt noch ein wenig mehr Kontinuität aufkommt und man das teilweise nervige Flageolett-Gefiepe in den
Griff kriegt, bin ich auch bereit, in höhere Punktesphären vorzustoßen. Bis dato bleibt es ein durchwachsener
Mischmasch aus besseren und schlechteren Anteilen, die sich in der durchschnittlichen Mitte versammeln. Und
beim nächsten Mal bitte ohne Farewell-Outro, das war mir dann auch zu viel. |
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