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Zugegeben, es ist heutzutage nicht ganz einfach, einen neuen Vertrieb zu etablieren. Um etwas anbieten zu können,
muss man etwa CDs einkaufen, die selbst für Großabnehmer oft ab vier oder fünf Euro aufwärts kosten. Wenn man
dazu bedenkt, dass für Silberlinge kaum mehr als zehn Steine verlangt werden können, kann sich auch ein Tischler
an den Fingern einer Hand abzählen, dass das Ganze kein völlig risikofreies Unterfangen ist. Deshalb ist es nur
logisch, dass viele Vertriebe flugs zu "Plattenfirmen" werden, um Material für Tauschgeschäfte zu produzieren -
das kostet nämlich bloß ein bis zwei Euro pro Stück. Dass man viel zu vielen Alben anhört, mit welchen Motiven das
zuständige Label sie herausgebracht hat - nun, damit muss man in der vorzivilisatorischen Tauschwelt des
sogenannten Untergrunds wohl leben.
Allerdings geht auch der beste Krug nur so lange zum Wasser, bis er bricht. Und wenn man sieht, wo die qualitative
Abwärtsspirale mittlerweile angekommen ist, dann möchte man kaum glauben, dass die seit mehr als zehn Jahren
versprochene Implosion immer noch auf sich warten lässt. Kauft denn wirklich irgendwer diesen Scheiß? Ich traue
ja meinen Artgenossen besonders im Negativen so ziemlich alles zu, aber dass sich Abnehmer für solchen Schrott wie
Nekrokaos finden, kann selbst ich mir nur schwer vorstellen. Insidious Poisoning Records, die für diese Schweinerei
verantwortlich sind, bewerben "Chaos II" als "Necrotic, filthy and chaotic Black Metal. Following the morbid path
of Beherit, Abruptum and The Black Legions." Rein sachlich stimmt das, die Referenzen hört wohl selbst ein Tauber
heraus. Allerdings unterschlägt der Promotext, dass man sich nach allerspätestens fünf Minuten Krach wünscht,
tatsächlich taub zu sein. Das Problem liegt schon in der stilistischen Ausrichtung. Beherit sind für meine Begriffe
ein typisches Hit-or-Miss-Vorbild: entweder kommt dabei etwas Pechschwarzes und Intensives raus, oder das Ergebnis
ist ein unhörbarer Schlag ins Wasser. Ist Black Metal allgemein ein Wandeln auf dem schmalen Grat zwischen Genie
und Abfall, so trifft diese extreme Dualität auf dieses kleine Subgenre wohl ganz besonders zu. Wie groß die
Chancen auf ruhmloses Scheitern sind, beweist "Chaos II". Die beiden lärmenden Franzosen haben zwar erfasst, mit
welchen oberflächlichen Stilmitteln man zum Ziel kommt, es scheint ihnen aber völlig entgangen zu sein, dass auch
unter dieser Oberfläche etwas vorhanden sein sollte. Bei Nekrokaos ist da jedoch nichts: Das Gitarrengeschraddel
ist ein schlechter Witz und die "Gesangsdarbietung" erinnert in erster Linie an Beavis und Butt-Head.
Nun ist es ja schon schlimm genug, wenn ein Ex-Pornogrinder meint, es mal mit BM versuchen zu müssen. Viel
schlimmer finde ich es jedoch, dass sich anno 2007 auch ein Verein findet, diesen akustischen Sondermüll
"professionell" zu veröffentlichen. Da kann man nur auf einen ordentlichen Rechtsruck bei den nächsten Wahlen in
Frankreich hoffen: Gewisse Sozialschmarotzer müssten dann für ihr täglich Brot arbeiten und hätten keine Zeit
mehr, beschissenen "BM" aufzunehmen oder uns mit diesem zu belästigen. |
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