NEKROKAOS

Chaos II (CD 2007)


Zugegeben, es ist heutzutage nicht ganz einfach, einen neuen Vertrieb zu etablieren. Um etwas anbieten zu können, muss man etwa CDs einkaufen, die selbst für Großabnehmer oft ab vier oder fünf Euro aufwärts kosten. Wenn man dazu bedenkt, dass für Silberlinge kaum mehr als zehn Steine verlangt werden können, kann sich auch ein Tischler an den Fingern einer Hand abzählen, dass das Ganze kein völlig risikofreies Unterfangen ist. Deshalb ist es nur logisch, dass viele Vertriebe flugs zu "Plattenfirmen" werden, um Material für Tauschgeschäfte zu produzieren - das kostet nämlich bloß ein bis zwei Euro pro Stück. Dass man viel zu vielen Alben anhört, mit welchen Motiven das zuständige Label sie herausgebracht hat - nun, damit muss man in der vorzivilisatorischen Tauschwelt des sogenannten Untergrunds wohl leben.
Allerdings geht auch der beste Krug nur so lange zum Wasser, bis er bricht. Und wenn man sieht, wo die qualitative Abwärtsspirale mittlerweile angekommen ist, dann möchte man kaum glauben, dass die seit mehr als zehn Jahren versprochene Implosion immer noch auf sich warten lässt. Kauft denn wirklich irgendwer diesen Scheiß? Ich traue ja meinen Artgenossen besonders im Negativen so ziemlich alles zu, aber dass sich Abnehmer für solchen Schrott wie Nekrokaos finden, kann selbst ich mir nur schwer vorstellen. Insidious Poisoning Records, die für diese Schweinerei verantwortlich sind, bewerben "Chaos II" als "Necrotic, filthy and chaotic Black Metal. Following the morbid path of Beherit, Abruptum and The Black Legions." Rein sachlich stimmt das, die Referenzen hört wohl selbst ein Tauber heraus. Allerdings unterschlägt der Promotext, dass man sich nach allerspätestens fünf Minuten Krach wünscht, tatsächlich taub zu sein. Das Problem liegt schon in der stilistischen Ausrichtung. Beherit sind für meine Begriffe ein typisches Hit-or-Miss-Vorbild: entweder kommt dabei etwas Pechschwarzes und Intensives raus, oder das Ergebnis ist ein unhörbarer Schlag ins Wasser. Ist Black Metal allgemein ein Wandeln auf dem schmalen Grat zwischen Genie und Abfall, so trifft diese extreme Dualität auf dieses kleine Subgenre wohl ganz besonders zu. Wie groß die Chancen auf ruhmloses Scheitern sind, beweist "Chaos II". Die beiden lärmenden Franzosen haben zwar erfasst, mit welchen oberflächlichen Stilmitteln man zum Ziel kommt, es scheint ihnen aber völlig entgangen zu sein, dass auch unter dieser Oberfläche etwas vorhanden sein sollte. Bei Nekrokaos ist da jedoch nichts: Das Gitarrengeschraddel ist ein schlechter Witz und die "Gesangsdarbietung" erinnert in erster Linie an Beavis und Butt-Head.
Nun ist es ja schon schlimm genug, wenn ein Ex-Pornogrinder meint, es mal mit BM versuchen zu müssen. Viel schlimmer finde ich es jedoch, dass sich anno 2007 auch ein Verein findet, diesen akustischen Sondermüll "professionell" zu veröffentlichen. Da kann man nur auf einen ordentlichen Rechtsruck bei den nächsten Wahlen in Frankreich hoffen: Gewisse Sozialschmarotzer müssten dann für ihr täglich Brot arbeiten und hätten keine Zeit mehr, beschissenen "BM" aufzunehmen oder uns mit diesem zu belästigen.

0 /10

Insidious Poisoning Records

 

Erik
28.02.2007