NIGHTBRINGER

Split with Temple Of Not / Split with Serpentinam (2005 / 2006)


Nightbringer sind in meinen Augen eine der momentan interessantesten BM-Bands überhaupt (was nicht ganz trivial ist) und wohl mit das Beste, was Amiland auf dem Gebiet je hervorgebracht hat (was - unter uns gesagt - nicht sonderlich viel heißt). Demnächst steht das erste volle Album der Truppe an, und aus diesem Anlass will ich mich etwas mit dem bisherigen Schaffen Nightbringers beschäftigen. Ist eine Art "Werkschau" an sich schon nicht üblich, so wird dieser Rückblick noch eigenartiger dadurch, dass ich jeweils die Hälfte der behandelten Platten zu ignorieren gedenke. Die Mannen aus Colorado haben nämlich bisher ihre Musik in Form zweier Splits herausgebracht, die man sich - um es höflich auszudrücken - wegen der jeweils anderen Band sicher nicht gekauft hätte: Weder der Schnarchnasen-Ambient von Temple Of Not noch das reichlich unspektakuläre BM-Gerumpel von Serpentinam bringen einen in Versuchung, sich mit etwas Anderem als dem Nightbringer-Material zu befassen - ergo will ich das an dieser Stelle auch nicht weiter tun.

Das (nach einem Compilationbeitrag) erste Lebenszeichen von Nightbringer sind zwei Promostücke aus dem Jahre 2003, die seinerzeit nicht sonderlich aktiv vertrieben wurden, die man aber immerhin im Netz der Netze herunterladen konnte. Da diese Lieder jedoch auch auf der Split mit Temple Of Not zu finden sind, wenden wir uns am besten gleich diesem ersten offiziellen Lebenszeichen zu. Sechs Jahre hatte es nach der Bandgründung gedauert, bis die Amerikaner endlich mit ihrer ersten (halben) Platte aus der Hüfte kamen - mit dem Ergebnis, dass schon "Rex Ex Ordine Throni" eine Gruppe präsentiert, die sich ihren eigenen Stil erarbeitet hat. Diesen zu beschreiben, ist nicht ganz einfach, da man sich allzu trivialen Vergleichen entzieht, die üblichen Schubladen also nicht funktionieren. Charakteristisch für Black Metal à la Nightbringer ist auf der einen Seite das wahnsinnig explosive, sehr dynamische Schlagzeugspiel. Etwas vergleichbar Intensives oder Vielfältiges kann man lange suchen. Hinzu kommt eine ganz famose Gitarrenfraktion, die immer subtil melodisch agiert und mit schrillen Leads für Hochgenuss sorgt. Es sind die mächtigen Sechssaiter, die für den roten Faden verantwortlich zeichnen, wenn das Schlagzeug gelegentlich in Richtung Chaos unterwegs ist; dieses Wechselspiel aus Raserei und erhabenen Momenten ist wohl DIE Stärke von Nightbringer. Im Prinzip spräche hier nichts gegen eine Wertung noch näher am Maximum... (8)

...wenn es da nicht die beiden Lieder von der Split-10" gäbe, die eben noch ein bisschen besser sind. Das fängt schon bei der Aufnahme an, die roher und lebendiger ausgefallen ist als auf dem Halbdebüt und so für eine wesentlich stürmischere Atmosphäre sorgt. Musikalisch hat sich im Prinzip nicht viel geändert, die Zutaten sind in etwa die gleichen - aber Nightbringer sind mittlerweile bessere Köche. So fügen sich die Einzelteile harmonischer zu einem Ganzen zusammen, die Stücke wirken in sich geschlossener und können dadurch ihre Wirkung noch besser entfalten. Nichts lenkt mehr vom Genuss der Musik ab, man kann ganz im rituell-ekstatischen Inferno versinken. (9)

(Die 10 gibt's dann für "Death And The Black Work". Ich habe das Album zwar noch nicht gehört, lehne mich an dieser Stelle aber mal extraweit aus dem Fenster: Wenn ihr in diesem Jahr nur eine Scheibe kaufen wollt, vergesst all die üblichen Verdächtigen und versucht es stattdessen mit Nightbringer.)

8.5 /10

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Full Moon Productions

 

Erik
02.03.2007


Redaktionsbewertung:
azaghal 10 Laeknishendr 9
Erik 8.5
Gesamtdurchschnitt: 9.2