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Mit Versprechen ist das so eine Sache. Beziehungsweise eher mit dem Einhalten derselben. Wenn jemand seine
Versprechen nicht hält, ist das böse Absicht oder einfach nur eine Fehleinschätzung der eigenen Möglichkeiten? Oder
um das Ganze etwas zu konkretisieren: Wenn Black Lava Records versprechen, das Debütalbum von Irdorath wäre etwas
"for fans of old Gorgoroth" - liegt das daran, dass sie es wirklich nicht besser wissen, oder daran, dass man auch
im Zeitalter von Internet und mp3 darauf hofft, mit diesem Spruch ein paar CDs an den (uninformierten) Mann zu
bringen?
Mit Gorgoroth hat "Götterdämmerung" nämlich eher wenig zu tun. Die Mittneunziger kommen einem beim Hören des Albums
trotzdem in den Sinn, allerdings nicht Norwegen sondern Amiland. Jenseits des Großen Teiches gab es damals eine
Tendenz, nicht sonderlich spannenden Death Metal mit Schepperproduktion, Gekreische und wilder Kriegsbemalung einem
wachsenden (und nicht immer sonderlich fachkundigen oder kritischen) BM-Publikum als neue Schwarzmetallsensation
unterzujubeln. Nun wäre es sicher übertrieben zu behaupten, Irdorath spielten reinen Todesstahl in Drag, dafür
haben sich dann doch zuviele Riffs auf das Album verirrt, die wie eine noch stumpfere Version neuerer
Marduk-Musikversuche klingen. Außerdem soll es ja sogar Death Metal geben, dem selbst engstirnige BMler etwas
abgewinnen können, man denke nur an die mächtigen Thornesbreed.
Prinzipiell gäbe es also nur die Schwindelei des Labels zu bemängeln, wenn, ja wenn sich die Affinität zu den
Mittneunzigern nicht auch auf das oben genannte "nicht sonderlich spannend" erstrecken würde. Wobei das eigentlich
etwas zu vorsichtig ausgedrückt ist, Irdorath sind genau genommen ziemlich anstrengend, stellenweise gar nervtötend.
Einen großen Anteil an diesem Eindruck hat die missratene Aufnahme mit ihren flachen Gitarren und dem schlappen
Schlagzeug. Wenn hier eine Symbiose der unterschiedlichen Klangwelten beider Stile versucht wurde, so hat man das
Ziel deutlich verfehlt. Doch als BM-Hörer neigt man ja nicht unbedingt zu Hi-Fi-Ansprüchen (wenn man mal von diesem
neumodernen Vinylgeschwuchtel absieht...), deshalb könnte man sich an den Klang wohl irgendwann gewöhnen.
Die Gewöhnung an die Musik an sich dürfte sich dagegen deutlich schwieriger gestalten. Sind die groovigen
DM-Passagen noch ganz nett (wenn auch völlig unspektakulär) anzuhören, so zerfasert das Material zusehends, wenn es
richtig schnell zur Sache geht. Hinzu kommt, dass die einzelnen Abschnitte scheinbar willkürlich zu Liedern
zusammengefasst wurden. Ob ein Thema das Ende eines Stückes oder der Anfang des nächsten ist, kann man ohne den
Blick auf die Anzeige des CD-Spielers manchmal nur raten. So zerfällt das Album nicht in sechs plus zwei Lieder
sondern in ein paar dutzend Kleinteile, die ohne Spannungsbogen auskommen müssen und so letztendlich nur
langweilen. |
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