|
Für einen Großteil der schwarzmetallenen Gemeinschaft ist ein neues Marduk-Album ein guter Grund, nervös wie
ein kleiner Schuljunge die Tage zu zählen, bis man das gute Stück endlich in Empfang nehmen kann. Hofft der
geneigte Schwarzheimer doch, wohlige und vertraute Klangkunst schwedischer Prägung um die Lauscher gebolzt zu
bekommen. Und wenn nicht auf "Rom 5:12", wo dann? Schließlich ist es laut Aussage der Chefetage das letzte
Album, auf welchem sich Emil Dragutinovic so richtig austoben darf. Da hat man aber dann doch die Rechnung ohne
den Wirt gemacht, denn Morgan "Steinmeier" Håkanson hielt ein paar Überraschungen bereit.
Denn ich persönlich habe, während die CD ihre Runden drehte, eine lange Zeit auf das Brett mit den Nägeln
gewartet, welches mir mit ordentlich Schmackes in den Nacken rödelt. Irgendwann war ich dann bei Track vier
und dachte mir, hier stimmt was nicht. Die grausige Wahrheit schimmerte nur ganz sachte durch den Nebel der
Verwirrung, dass Marduk sich nicht wie gehofft an ihrem vorherigen Album "Plague Angel", sondern zu einem Teil
auch an "World Funeral" orientierten. Wenn man das denn so sagen kann.
Der vertonte Vers des Paulus an die Römer beginnt mit einem sehr ansprechenden Mid-Tempo-Track, der ein gutes
Riff und einen sehr gediegenen Schelleneinsatz bietet, gefolgt von einem schnelleren Anfang, der in einen doch
recht wutigen, und auf Mortuus' feines Organ ausgerichteten Hassklumpen mutiert. Danach war es für mich komplett
vorbei, denn der nächste Track bringt eine Atmo mit sich, die sogar der rockige Mid-Dreißiger im Cabrio mit
offenem Verdeck akzeptieren kann. Nee, das geht überhaupt nicht!! Dann schon lieber den mit Arditi komponierten,
fast schon militärischen Ambient-Track "1651". Weiter und immer schön im Wechsel geht es mit der besagten
Mischung aus annehmbarem Geprügel und Raserei, der ein klein wenig der Wahnsinn anderer Stücke fehlt, und
schleppenden Elementen, die die midbangfreundliche Seite von Marduk repräsentieren. Für die zweite Kategorie
hat man sich dann auch noch gesangliche Verstärkung in Form des Primordial-Sängers für "Accuser/Opposer" ins
Boot geholt.
Der Gesamteindruck stimmt dann selbstverständlich wieder, denn klanglich wissen Morgan und Devo Andersson, der
wieder die dicken Saiten schrubbt, was sich auf einem Marduk-Output geziemt. Die Drums sind fett und die
einzelne Gitarre weiß sich wie immer zu behaupten. Der Bass ist ein wenig zu präsent, aber irgendwas ist ja
immer. Meine Einstellung zu "Rom 5:12" hat sich etwas verbessert, trotzdem denke ich, dass ich mit dem Album
nicht wirklich warm werden werde, dafür gibt es zu wenig Passagen der Marduk, die ich hören will und hören muss.
Also bleibt nur der Griff ins Regal, um ältere Platten in den Player zu schieben. |
|