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Keine marktschreierischen Ankündigungen Wochen oder gar Monate vor Veröffentlichung, keine Vorbestellungen,
keine superlimitierten "Die-Hard"-Editionen für superlimitierte Kunden, keine täglichen Meldungen, wie nahe
man dem Ausverkauf schon gekommen ist, bevor das Album überhaupt real erhältlich ist. Nein, lediglich eine
kurze Mitteilung, als die Scheibe tatsächlich fertig ist. In Zeiten von mit sinnlosem Krimskrams
überbordenden Vinylauflagen und der dazugehörigen Hysterie ist Stil selten geworden. So selten, dass es als
besonders stilvoll auffällt, wenn jemand sich lediglich normal benimmt.
Es ist schön, dass gerade Angra Mainyu in den Genuss so unaufgeregter Labelarbeit kommt. Schließlich hat auch
die Band selbst sich Zeit zum Reifen genommen; einem Demo folgte eine Gemeinschaftsveröffentlichung und
jetzt, nach fünf Jahren des Bestehens, das erste Album. Angesichts dieser Veröffentlichungsfrequenz kann man
mit gutem Gewissen davon ausgehen, dass "Versunkenheit" kein Schnellschuss ist - eine Vermutung, die sich
beim Hören des Silberlings bestätigt. Stilistisch macht man in etwa da weiter, wo man vor ein paar Jahren
aufgehört hat. Natürlich ist das Material etwas ausgereifter, das ist nicht verwunderlich und kaum der Rede
wert. Viel wichiger ist, dass die Musik insgesamt viel schwermütiger wirkt. Das gilt selbstverständlich für
die getragenen Abschnitte, denen heutzutage mehr Platz eingeräumt wird. Doch auch die stürmischen Lieder wie
etwa das tatsächlich tiefgefrorene "Kältemission" bieten melancholische Untertöne.
"Versunkenheit" ist ein wirklich gelungenes Album, deren Stärke darin besteht, eine durchgehend dichte
Atmosphäre zu erschaffen. Angra Mainyus Debüt wirkt auch dank der rauschbetonten Produktion als stimmungsvolle
Gesamtheit, deshalb ist es schwer, einzelne Höhepunkte herauszupicken. Persönliche Höhepunkte wären aber zum
Beispiel das kämpferische Auftaktriff von "Nachthimmel", das stilistisch an "Thousand Swords" erinnert, oder
die zwischen Bass und Leadgitarre pendelnden Melodien bei "Worte sind nichts" - wie abwechselnd im Nebel
aufflackernde Irrlichter. |
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