|
Manchmal wäre es in der Tat besser, von einer Band nichts als die Musik zu kennen. Thorny Woods sind so ein Fall.
Tönt das Promomaterial noch ganz nett, so wünscht man sich beim Besuch der Bandseite, diese nicht zu kennen. Es ist
ja vielleicht in Ordnung, seine Schöpfungen schamlos über den grünen Klee zu loben. Sie wollen den Black Metal
revolutionieren? Bitte, von mir aus. Wenn das Geschreibsel im Netz dann allerdings nach Babelfisch-Kauderwelsch
klingt, verleiht das den elitären Ansprüchen einen unfreiwillig komischen Charakter. Was schade ist, denn Thorny
Woods haben durchaus Potential und der heiß begehrte Plattenvertrag sollte mit Material vom Kaliber der Promostücke
(die einer fertig aufgenommenen Langrille namens "Dendro Dreams" entstammen) in greifbare Nähe rücken.
Grob vereinfacht würde ich die Brasilianer als gemäßigtere, eingängigere und weniger monotone Version klassischen
Schwedengehackes der Marke Setherial (die mittleren Alben) oder Dark Funeral (Debüt) beschreiben wollen. Das heißt,
es geht flott voran, und an durchaus stimmungsvollen Gitarrenmelodien besteht kein Mangel. Für gelungene Abwechslung
sorgen ein paar dezente Zyklon-B-Keyboards hier und eine akustische Gitarre dort. Nicht weltbewegend, aber auf jeden
Fall besseres Mittelfeld und mitunter sogar richtig gut. Auch produktionstechnisch ist das Ganze ziemlich gelungen,
angemessen sauber, aber nicht zu poliert. Kann man nicht meckern. Problematisch ist lediglich, die Band anhand zweier
nicht übermäßig langer Stücke sinnvoll zu bewerten. Erschwerend kommt hinzu, dass "No Matter" durch ein völlig
deplaziertes chaotisches Death-Metal-Solo verschandelt wird, das man sich besser für irgendein Nebenprojekt
aufgehoben hätte. Ein derartiger Unfall würde ein komplettes Album nicht ruinieren, bei nur zwei Liedern ist ein
Tiefschlag aber schon einer zuviel. Da ich nicht einschätzen kann, ob derlei auf dem kompletten Album selten oder
regelmäßig vorkommt, kann ich an dieser Stelle nur bewerten, was mir vorliegt. Man sollte jedoch nicht den Fehler
machen, Thorny Woods nur wegen der Note unter diesem Text zu ignorieren. Je nach Qualität des restlichen Materials
könnte die Scheibe in ihrer Gesamtheit deutlich besser sein und mit ein bisschen Glück gar in den Bereich richtig
hoher Noten vorstoßen. Das sogenannte Portofolio der Truppe mit kurzen Ausschnitten aus allen Stücken berechtigt in
dieser Hinsicht zu einigen Hoffnungnen - lässt aber natürlich keine endgültigen Schlüsse zu. Mit Sicherhgeit kann
ich nur sagen: Es besteht Hoffnung. |
|