INTERITUS

Der Traum von menschenleerer Schönheit (Digi-Pak CD 2007)


Ich glaube, es ist nicht falsch zu behaupten, dass wenn man heute den Begriff der "Alten Schule" (oder "Old School", für die Anglizismen-Freunde) verwendet, bei vielen das genervte Augenrollen schon ganz automatisch einsetzt. Denn der akustische Müll, der unter dieser Bezeichnung vielerorts von 16-jährigen Gymnasiasten mit Pisspott-Schnitt verbrochen wird, verdient oftmals nicht mal den ohnehin schon sehr dehnbaren Begriff "Musik". Doch es gibt sie, die Ausnahmen, die auch den eben genannten Regelfall bestätigen. Und eine dieser Ausnahmen hört auf den Namen Interitus und vermochte mich bereits vor drei Jahren mit ihrem Debüt "The Journey" schwer für sich einzunehmen. Dass die Band dabei ganz offensichtlich einen angemessenen musikalischen Reifeprozess irgendwelchen Schnellschüssen vorzieht, das beweist nicht nur die ungewöhnlich lange Wartezeit, die jetzt mit der Veröffentlichung von "Der Traum..." ihr Ende nimmt. Nein, das zeigt mir auch der Inhalt des Albums, denn selbst wenn Interitus keinen Millimeter von ihrem einstmals eingeschlagenen Pfad abgewichen sind und auch heuer noch für energischen und vor allem ursprünglich klingenden Black Metal stehen, hat man kompositorisch dennoch einen Schritt vorwärts gemacht.
Und so klingen die Stücke auf "Der Traum..." mittlerweile eine Spur abwechslungsreicher als noch zu Debützeiten, bewegen sich aber nachwievor in der Schnittmenge von Aggression und Melancholie, welche erneut das Album von der Stimmung her dominieren. Und auch ein weiteres Merkmal haben sich Interitus auf ihrem Zweitwerk bewahrt, und das ist die Fähigkeit, auch bei aller Ungeschliffenheit dennoch die Art von Musik zu spielen, die dem Zuhörer auch im Gedächtnis bleibt. Und so zieht "Der Traum..." auch nicht einfach gesichtslos an einem vorüber, wobei sich Stücke wie das grimmige "Eiswind" oder der melancholisch erhabene Titeltrack zu echten Referenzen entwickeln und selbst ein Instrumental wie das monoton scheppernde "Vom Ruin in die Leere" seinen Platz findet. Und einmal mehr thront über alledem das raue Organ von Sänger Rimtautas, dessen heisere Schreie ich mittlerweile unter 100 heraushören würde und der seine von Menschenverachtung und Naturgeist durchzogenen Texte mit solcher Inbrunst herausschreit, dass man ihm durchaus glauben will, dass auch die textliche Komponente von Interitus nicht bloßes Beiwerk ist.
Und so bleibt unterm Strich ein kraftvolles und erhabenes Album, das seinem Vorgänger in nichts nachsteht und einen gerade deshalb das (vorläufige) Ende der Band bedauern lässt.

9 /10

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Fog Of The Apocalypse

 

Wolfsgrimm
27.11.2007


Redaktionsbewertung:
Erik 7 Wolfsgrimm 9
Gesamtdurchschnitt: 8