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Juhu, was Neues von Nefarium! Seit "Praesidium" ist eine kleine Ewigkeit ins Land gegangen, und nach soviel Anlauf
ist es naturgemäß schwer, die Erwartungen im Zaum zu halten. Also den Nachwuchs zum Mitbangen gerufen, den
Lautstärkeregler nach rechts gedreht und los geht's...
...oder auch nicht. "Haeretichristus" kommt so zahm aus den Boxen, dass ich zum Vergleich erstmal den Vorgänger
auflegen muss. Hat sich mein Geschmack so gravierend verändert? Habe ich das Debüt besser im Gedächtnis, als es
tatsächlich ist? Zweimal nein, spätestens bei "Weissmatten Stone" ist klar, dass "Praesidium" in meinen Ohren ein
nachwievor geiles Album ist. Wenn überhaupt, dann im Nachhinein vielleicht etwas unterbewertet. Wenn "Haeretichristus"
nicht richtig zündet, muss es also an den Italienern liegen.
Ursachenforschung. Hat man das Debüt frisch im Ohr, fällt beim aktuellen Werk sofort die schlappe Produktion auf.
Vor allem das Schlagzeug ist völlig kraftlos. Mag sein, dass das dem noch höheren Tempo geschuldet ist, auf jeden
Fall lassen die Felle jeglichen Bums vermissen. Auch die Gitarren dürften ruhig etwas mehr krachen, insgesamt ist
die Scheibe schlicht zu glatt ausgefallen - was der Musik jede Menge Durchschlagskraft raubt, da hilft alle Raserei
nichts. Und genauso wie man die Aggressivität von "Praesidium" vermisst, geizen Nefarium auch etwas mit den absolut
zwingenden Hits. Obwohl die Scheibe nur wenig länger als eine halbe Stunde ist, haben sich ein paar uninspirierte
Längen eingeschlichen. Haben die Italiener bei ihrem Aufenthalt in Schweden etwa in den Papierkörben von Setherial
und Dark Funeral gewühlt?
Wenn das bisher Gesagte sehr negativ klingt, so muss ich diesen Eindruck an dieser Stelle etwas korrigieren.
"Haeretichristus" ist beileibe kein schlechtes Album, Nefarium sind trotz allem wieder ein paar gute Nummern
gelungen. Nur eben zu wenige und die auch noch harmlos produziert - in Anbetracht der selbst gesetzten Maßstäbe
eine mittelschwere Enttäuschung. |
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