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Wie Ihr sicher auch allen anderen Texten zum Thema entnehmen könnt, haben Mightiest in all den Jahren ihrer Existenz
kein Bein auf den Boden bekommen. Ich kann mir an dieser Stelle also sparen, die Truppe für ihr hartes Los zu
bemitleiden; das werden andere zur Genüge tun. Stattdessen möchte ich diese Werkschau zum Anlass nehmen, die Gründe
für diesen Stand der Dinge zu erforschen.
Problem Nummer eins ist sicherlich, dass Mightiest nicht sonderlich produktiv sind: das gesamte Schaffen der Band
passt auf zwei Silberscheiben und beschränkt sich bei genauerer Betrachtung auf zwei Demos und ein langes Lied aus
dem Jahre 2003. Letzteres wurde seinerzeit mit ein paar Neuaufnahmen älterer Stücke und einem Sodom-Cover als
Promo-CD veröffentlicht, bildet das aktuellste Stück Musik der Freiburger und darf die vorliegende Demosammlung
eröffnen. Prinzipiell gibt es an "Whatever Ground We May Roam" nicht viel auszusetzen, außer dass das Ganze eben
wenig Neues bietet. Nun, zu Promozwecken mag das gerechtfertigt sein, und immerhin ist "Bloodyssey" ein ziemlich
starkes Lied. Melodischen Black Metal gibt es zu hören, geschmackvoll tastenunterstützt, abwechslungsreich und
insgesamt nicht weit von Sear Bliss entfernt, ähnlich episch und mächtig ausgelegt. Wirklich gut.
Nach ein paar aufgewärmten Eigen- und Fremdkompositionen wendet die Retrospektive sich dann den Anfangstagen der
Band zu. Das damals als Split veröffentlichte Demo "The Recreation Of The Shadowlands" bietet geilen Mittneunziger-BM
im Stile alter Emperor mit atmosphärischen Keyboards, wunderbaren Staubsaugergitarren, scheppernden Becken und
endlos verhalltem Gesang. Schon damals nicht sonderlich originell, aber großartig gemacht und an sich Grund genug,
anno 2008 eine Mightiest-CD mit altem Zeug rauszubringen. Nur mich bringt die Klasse des Demos in Not, hilft sie
doch meinem Erklärungsprojekt kein Stück weiter. Ganz im Gegenteil, wie kann eine so gute Band so untergehen?
Die Antwort bietet dann glücklicherweise die zweite CD: durch musikalischen Selbstmord. Anders nämlich kann man das
zweite Demo "Eden's Fall" beim besten Willen nicht bezeichnen. Man möchte meinen, in den vier Jahren zwischen den
beiden Veröffentlichungen habe die Truppe völlig vergessen, wie man Black Metal macht. "Eden's Fall" nervt mit
endlos rollendem Stromtrommler, Gitarren mit Dudelneigung, Keyboards zwischen Geklimper und Andrew-Lloyd-Webber-Kitsch
sowie schwachbrüstigen, stellenweise beinahe weinerlichen Klargesangsversuchen. Das sollen die gleichen Mightiest
sein?! Während ich mir das erste Demo immer wieder anhören könnte, habe ich ernsthafte Schwierigkeiten, "Eden's
Fall" am Stück durchzuhören. Das Ganze klingt nach einer jener schwer erträglichen Combos, die ich mir um die
Jahrtausendwende herum gut bei Last Epitaphsode/Black Attakk/oder-wie-der-Saftladen-sonst-gerade-hieß vorstellen
könnte. Absolute Ohrenfolter.
Angesichts derartiger Qualitätsschwankungen ist es natürlich schwierig, eine eindeutige Kaufempfehlung auszusprechen
oder sich eine sinnvolle Endnote auszudenken. Historikern kann man "Bloodyssey 1994-2003" natürlich auf jeden Fall
ans Herz legen. Bei vernünftigem Preis dürfen humorbegabte Schwarzmetaller zuschlagen, die sich das erste Demo
anhören und über das zweite lachen. In Zahlen werde ich es bei einem 8/9/2 in CD-Reihenfolge belassen und auf eine
weitere numerische Zusammenfassung verzichten. Was die Zukunft von Mightiest anbelangt (sofern eine geplant ist),
so darf man anhand des Titelstückes dieser Sammlung optimistisch sein. Mit "Eden's Fall" in den Ohren bin ich
allerdings nicht bereit, darauf auch nur einen Pfennig zu wetten. (8/9/2) |
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