MIGHTIEST

Bloodyssey 1994-2003 (2CD 2008)


Wie Ihr sicher auch allen anderen Texten zum Thema entnehmen könnt, haben Mightiest in all den Jahren ihrer Existenz kein Bein auf den Boden bekommen. Ich kann mir an dieser Stelle also sparen, die Truppe für ihr hartes Los zu bemitleiden; das werden andere zur Genüge tun. Stattdessen möchte ich diese Werkschau zum Anlass nehmen, die Gründe für diesen Stand der Dinge zu erforschen.
Problem Nummer eins ist sicherlich, dass Mightiest nicht sonderlich produktiv sind: das gesamte Schaffen der Band passt auf zwei Silberscheiben und beschränkt sich bei genauerer Betrachtung auf zwei Demos und ein langes Lied aus dem Jahre 2003. Letzteres wurde seinerzeit mit ein paar Neuaufnahmen älterer Stücke und einem Sodom-Cover als Promo-CD veröffentlicht, bildet das aktuellste Stück Musik der Freiburger und darf die vorliegende Demosammlung eröffnen. Prinzipiell gibt es an "Whatever Ground We May Roam" nicht viel auszusetzen, außer dass das Ganze eben wenig Neues bietet. Nun, zu Promozwecken mag das gerechtfertigt sein, und immerhin ist "Bloodyssey" ein ziemlich starkes Lied. Melodischen Black Metal gibt es zu hören, geschmackvoll tastenunterstützt, abwechslungsreich und insgesamt nicht weit von Sear Bliss entfernt, ähnlich episch und mächtig ausgelegt. Wirklich gut.
Nach ein paar aufgewärmten Eigen- und Fremdkompositionen wendet die Retrospektive sich dann den Anfangstagen der Band zu. Das damals als Split veröffentlichte Demo "The Recreation Of The Shadowlands" bietet geilen Mittneunziger-BM im Stile alter Emperor mit atmosphärischen Keyboards, wunderbaren Staubsaugergitarren, scheppernden Becken und endlos verhalltem Gesang. Schon damals nicht sonderlich originell, aber großartig gemacht und an sich Grund genug, anno 2008 eine Mightiest-CD mit altem Zeug rauszubringen. Nur mich bringt die Klasse des Demos in Not, hilft sie doch meinem Erklärungsprojekt kein Stück weiter. Ganz im Gegenteil, wie kann eine so gute Band so untergehen?
Die Antwort bietet dann glücklicherweise die zweite CD: durch musikalischen Selbstmord. Anders nämlich kann man das zweite Demo "Eden's Fall" beim besten Willen nicht bezeichnen. Man möchte meinen, in den vier Jahren zwischen den beiden Veröffentlichungen habe die Truppe völlig vergessen, wie man Black Metal macht. "Eden's Fall" nervt mit endlos rollendem Stromtrommler, Gitarren mit Dudelneigung, Keyboards zwischen Geklimper und Andrew-Lloyd-Webber-Kitsch sowie schwachbrüstigen, stellenweise beinahe weinerlichen Klargesangsversuchen. Das sollen die gleichen Mightiest sein?! Während ich mir das erste Demo immer wieder anhören könnte, habe ich ernsthafte Schwierigkeiten, "Eden's Fall" am Stück durchzuhören. Das Ganze klingt nach einer jener schwer erträglichen Combos, die ich mir um die Jahrtausendwende herum gut bei Last Epitaphsode/Black Attakk/oder-wie-der-Saftladen-sonst-gerade-hieß vorstellen könnte. Absolute Ohrenfolter.
Angesichts derartiger Qualitätsschwankungen ist es natürlich schwierig, eine eindeutige Kaufempfehlung auszusprechen oder sich eine sinnvolle Endnote auszudenken. Historikern kann man "Bloodyssey 1994-2003" natürlich auf jeden Fall ans Herz legen. Bei vernünftigem Preis dürfen humorbegabte Schwarzmetaller zuschlagen, die sich das erste Demo anhören und über das zweite lachen. In Zahlen werde ich es bei einem 8/9/2 in CD-Reihenfolge belassen und auf eine weitere numerische Zusammenfassung verzichten. Was die Zukunft von Mightiest anbelangt (sofern eine geplant ist), so darf man anhand des Titelstückes dieser Sammlung optimistisch sein. Mit "Eden's Fall" in den Ohren bin ich allerdings nicht bereit, darauf auch nur einen Pfennig zu wetten.
(8/9/2)

keine Bewertung

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Cyclone Empire

 

Erik
12.05.2008