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Wer hätte das gedacht? Adversam bringen eine kleine Ewigkeit nach "Animadverte" tatsächlich ein neues Album raus.
Und das Staunen hat kein Ende, wenn man sieht, mit wem die Italiener jetzt zusammenarbeiten: mit Bloodred Horizon
Records, der Heimat so ganz und gar nicht illustrer Bands der Marke Sanguis oder Pestnebel. Da kann man nur hoffen,
dass sich die Österreicher ordentlich ins Zeug legen; wäre ja schade, wenn "Proclama" nicht die gebührende
Aufmerksamkeit zuteil würde. An der Qualität des Gebotenen dürfte dies nämlich kaum scheitern.
Adversam haben sich überraschend wenig verändert, der zweite Streich klingt tatsächlich wie eine Fortführung des
Debüts. Angenehm unzeitgemäß wirkt das Ganze auf mich, nicht altmodisch oder überholt, vielmehr erfreulich
unbefleckt von den Übeln der Gegenwart. Wenn sich die Turiner verändert haben, so wurde die allgemeine Ausrichtung
etwas nach Osten verschoben, weniger Immortal, mehr Schweden, wobei dieser Eindruck durch die kräftige, recht
saubere Produktion noch verstärkt wird. Immer noch vorhanden sind die typischen Keybords, allerdings klingen diese
nicht mehr so schrecklich billig und aufdringlich, sondern fügen sich viel harmonischer ins Gesamtbild ein.
Mit dem Titelstück legt das Album furios los, es geht gewohnt rasend zur Sache, die Tasten sorgen für dramatische
Akzente - und für die nächste gute halbe Stunde wird das auch so bleiben. Einzelne Höhepunkte hervorzuheben fällt
dabei schwer, dafür ist das Niveau zu gleichbleibend hoch. Theoretisch könnte das alles schnell langweilig werden,
doch Adversam sind innerhalb ihres eng gesteckten musikalischen Rahmens erstens abwechslungsreich genug und
verstehen es zweitens, für Höhepunkte und Aha-Momente zu sorgen. So gibt es hier ein bisschen Tastengespiele, da
blitzt eine Leadgitarre auf, und dort setzt neben dem normalen Gekrächze etwas Klagegesang zusätzliche Akzente.
Wenn Adversam mit "Proclama" an etwas scheitern könnten, dann daran, keinen der momentanen Trends zu bedienen.
Musikalisch haben die Italiener alles richtig gemacht, und als Musikliebhaber kann man nur hoffen, dass das von der
zahlenden Kundschaft entsprechend gewürdigt wird. |
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