WEIRD FATE

Conspiracy - Split with MEMBARIS (CD 2008)


"Conspiracy"? Gegen wen haben sich Membaris und Weird Fate eigentlich verschworen? Gegen den Hörer? So schlimm klingt das Gemeinschaftsprojekt nun wirklich nicht. Vielleicht ja gegen das Label? Hofft man zusammen auf genug Resonanz, um die folgenden Werke mit etwas potenteren Partnern unters Volk zu bringen? Als aufstrebende (wenn auch nicht mehr unbedingt junge) Bands würde ich die beiden Truppen auf jeden Fall bezeichnen wollen. Und von beiden erwarte ich eigentlich in Zukunft mehr als eher bescheidene 500er Auflagen.
Doch wir wollen uns an dieser Stelle lieber auf die Gegenwart konzentrieren. Die sieht so aus, dass Weird Fate nach kurzem Intro den Reigen schwungvoll eröffnen. Mit ordentlich Hall, schrillen, dezent melodischen Gitarren und einem gewissen Hang zum Chaos erinnern die Jungs entfernt an alte Lunar-Aurora-Sachen. Die Stücke enthalten ein paar gute Ideen (allerdings auch nicht so gute), leiden aber etwas unter der Abwesenheit eines ordnenden roten Fadens. So kommt es, dass der erste Teil des Weird-Fate-Beitrages etwas am Hörer vorbeirauscht, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Aufmerksamkeit weckt erst der Auftakt von "Forlorn", dessen Pianoklänge das sonst vorherrschende Gerödel auffällig kontrastieren. "Forlorn" ist ein vielschichtiges Mammutstück, das nicht unbedingt zum Rest des Materials passt, die Band aber sehr vielseitig und ehrgeizig zeigt. Man nimmt sich anfangs ordentlich Zeit, ehe das Lied bei exakt 3:37 in einem absoluten Gänsehautriff explodiert. Wahnsinn! Natürlich kann der Rest des Stückes da nicht mithalten. Die ruhigen Passagen etwa sind für meinen Geschmack schon etwas sehr nah am Kitsch. Außerdem besteht "Forlorn" aus zu vielen Einzelteilen, die kein unbedingt kohärentes Ganzes ergeben, der leidige rote Faden - bzw. dessen Abwesenheit. Da würde etwas Straffung Wunder wirken. Und ein so geniales Riff darf man ruhig auch öfter wiederholen.
Lassen Weird Fate ihren Beitrag eher ruhig ausklingen, legen sich Membaris nach kurzem (und überflüssigem) Intro richtig ins Zeug. Die Truppe lärmt irgendwo zwischen nicht ganz so rohem Norwegen und Prügel-Schweden mit Melodieandeutungen. Seit "Into Nevermore" hat sich hörbar was getan: War das Album stilistisch noch recht zerfahren - ganz so, als wolle man es allen recht machen -, so wissen Membaris mittlerweile offensichtlich, was sie wollen. Kompositorisch weiß das Material ebenfalls halbwegs zu gefallen. OK, die ganz schnellen Abschnitte von "Mein schwarzer Augenblick" leiden etwas unter allzu nichtssagender Gitarrenarbeit, aber ansonsten beweist die Truppe durchaus Talent. Was mir jetzt noch fehlt, sind ein paar gänsehäutelnde Höhepunkte, sowas wie das "Forlorn"-Riff bei den Splitkollegen. Bis das gelingt, sind Membaris "lediglich" solide.

6 /10

Articaz Records

 

Erik
18.06.2008