KAMPFAR

Heimgang (CD 2008)


Kampfar haben sich seit ihren Anfängen kaum weiterentwickelt? Ja, stimmt. Das neue Album klingt oberflächlich betrachtet wie das letzte oder wie das davor? Kann man auch nicht ernsthaft bestreiten. Ergo sind Kampfar eine langweilige und vorhersehbare Band? Ist wohl was dran. ABER: Kampfar haben weder jemals ihre Wurzeln verleugnet noch geben sie ach so selbstironisch die BM-Clowns für Rock-Hard-Leser.
Und am allerwichtigsten: Bei aller Vorhersehbarkeit ist "Heimgang" ein verdammt geiles Album geworden. Natürlich hört man sofort, mit wem man es zu tun hat. Das charakteristische Schlagzeugspiel, die typischen Gitarrenmelodien mit ihren Folkuntertönen, Dolks markanter Gesang - so klingen nur Kampfar. Noch nichtmal an den Knöpfen des Mischpultes hat man großartig herumgedreht, so dass die Sechssaiter immer noch röhren wie einst im Mai. Die einzig erwähnenswerte Neuerung ist das Schrumpfen der einzelnen Stücke: Die Norweger bringen es heuer in einer Dreiviertelstunde auf zehn statt sechs Lieder. Und auch wenn mein persönliches Lieblingslied der Truppe das überlange "Svart Og Vondt" ist (und immer bleiben wird), so tut die kompaktere Ausrichtung der Band doch ziemlich gut. Die einzelnen Kompositionen kommen schneller auf den Punkt, sind griffiger und eingängiger. Wenn Kampfar im Prinzip nicht schon immer eine ziemlich leicht zugängliche Band gewesen wären, könnte man den Herren fast irgendwelche Hintergedanken unterstellen. Wie die Dinge stehen, kann man sich jedoch nur darüber freuen, dass den Norwegern ein unerwartet kurzweiliges und abwechslungsreiches Album gelungen ist. Bei allem Traditionsbewusstsein ist es ja doch schön zu sehen, dass die Band kreativ nicht völlig festgefahren ist und sich nur noch schamlos selbst kopiert.
Überraschenderweise funktioniert auch "Heimgang" wieder in erster Linie als atmosphärische Einheit, daran ändern auch die eher kurzen Lieder nichts, die sich vielmehr harmonisch in den Fluss des Albums einfügen. Entsprechend schwierig ist es, einzelne Höhepunkte hervorzuheben; das allgemein hohe Niveau macht diese Aufgabe nicht einfacher. Am auffälligsten ist wohl das explosive und mitreißsende "Feigdarvarsel", doch die Wahl eines persönlichen Lieblings ist angesichts durchgehend mindestens guter Lieder letztendlich reine Geschmackssache.

8 /10

Official Website

Napalm Records

 

Erik
30.09.2008