THORNGOTH

Rauhnacht (CD 2008)


Der Unterschied zwischen "ganz nett" oder "anhörbar, aber belanglos" und "richtig gut" ist rein objektiv gesehen kein sehr großer. Es ist ein Mix aus musikalischen Nuancen und persönlichen Vorlieben, der diesen Unterschied ausmacht - wobei diese "musikalischen Nuancen" natürlich auch oft Einbildung und Selbstbetrug sind. Nein, selbst wenn ich mich krampfhaft um Objektivität bemühen würde, die Entscheidung "sechs oder acht Punkte, kaufen oder nicht kaufen" bleibt eine reine Geschmacksfrage, bei der meine Präferenzen und mein Bauchgefühl weit wichtiger sind als alles Andere. In diesem Sinne kann ich nicht glaubhaft behaupten, "Rauhnacht" sei besser als sein Vorgänger. Ich kann aber sehr wohl festhalten, dass mir persönlich das neue Album von Thorngoth sehr viel besser mundet. Absolut macht das eine Differenz von ca. zwölf Euro, prozentual bräuchte man jede Menge Nullen.
Dabei fängt das Ganze gar nicht so berauschend an. OK, "Curse Them" ist ein recht gutes Lied. Der tendenziell schwedische BM der Bayern donnert ganz ordentlich aus den Lautsprechern, aber das letzte Bisschen fehlt da noch. Richtig großartig wird es erst mit "Schiachperchten", die Leadgitarre in der zweiten Halbzeit verleiht dem Stück in meinen Ohren dieses gewisse Etwas, das die Spreu vom Weizen trennt. In der Folge geht es dann Schlag auf Schlag. Das direkt im Anschluss erklingende "Der Wanderer" etwa ist einer der Höhepunkte des Albums. Hier kristallisiert sich heraus, dass Thorngoth im majestätischen Midtempo eher zu Hause sind als im Gebolze. Wobei auch dies nicht die ganze Wahrheit ist, ertönt doch das eher flotte "Abgrund" fast ebenso mächtig. Auf meinen persönlichen Albumliebling muss ich bis zum Ende warten. Mit "Still, von Ewigkeit" ist der Band ein ganz fantastisches Stück BM gelungen, dessen elegische Leadgitarre zum Sterben schön ist.
Zum Abschluss möchte ich potentiell Interessierten ans Herz legen, sich nicht auf die offiziellen Hörproben zu verlassen, sondern anderweitig in "Rauhnacht" reinzuhören. Auch wenn "Kill For Paradise" und "Salvation In Silence" sicher recht gute Stücke sind, so können Thorngoth doch viel mehr, als diese beiden Lieder erahnen lassen.

8 /10

Official Website

Folter Records

 

Erik
09.12.2008