ABSENTIA LUNAE

Historia Nobis Assentietvr (CD 2009)


Was? Gleich noch ein Reinfall? Leute, was soll denn das?

Waren meine Erwartungen an Urna hoch, so waren sie an Absentia Lunae noch höher. "In Vmbrarvm Imperii Gloria" war ein bärenstarkes Stück Black Metal, da muss auch der Nachfolger ein Kracher werden - so einfach ist das. Absentia Lunae sind aber offensichtlich mit dieser meiner schönen einfachen Welt nicht einverstanden und legen ein Album vor, das mich - schon wieder! - in erster Linie langweilt. Sicher, das ist verdächtig, doch momentan wage ich noch zu behaupten, dass diese Langeweile nicht an mir liegt. Es gibt nämlich nach wie vor Sachen, die mich begeistern können. Diese Tage erst haben etwa Furia eine neue MCD rausgebracht, und die ist ziemlich grossartig geworden. Wenn der Fehler nicht bei mir liegt, muss er also in Italien zu finden sein. Nichts wie auf zur Problemsuche!
Los geht's mit einem Intro, das drei Minuten lang ganz erträglich, fast sogar interessant ist - und dann noch ebensolange weitergeht. Suboptimaler Einstieg. Das erste richtige Stück "Sentenza al Criterio" rödelt immerhin ordentlich los. Wildes Gehacke, ein Hauch Melodie, kräftiger Bass, gar nicht übel. Zumindest einen Moment lang, denn die Verschnaufpause nach einer Minute ist leider nicht sonderlich spannend. Im Anschluss zerfällt und zerfasert das Lied dann zusehends. Die Abschnitte mit angezogener Handbremse sind erstaunlich nichtssagend, die schnellen Sachen ganz nett, allerdings auch nicht sonderlich ergreifend, das Schlagzeug darüber hinaus nicht ganz so akzentuiert, wie es sein könnte. Einen wirklichen Höhepunkt gibt es nicht, stattdessen eine fast achtminütige, reichlich ziellose Komposition, die nach kräftigen Kürzungen schreit. Dieses Problem plagt die Italiener auch im weiteren Verlauf des Albums. Begnügte man sich auf dem Vorgänger mit fünf oder sechs Minuten, so müssen es heute mitunter neun sein. Um das zu erreichen, werden die Stücke mit allem möglichen Unsinn zugekleistert und gestreckt, etwa völlig verzichtbarem, beinahe störendem Klargeheule bei "Nel Gelido Sentore di Un'eterno Addio (nel Solco della mai Sopita Via)" (hm, die Titel leiden offenbar auch an Überlänge). Und dann gibt's natürlich noch all die langsamen Sachen, die einem die Füsse einschlafen lassen. Unglaublich unspannend. Was haben sich Absentia Lunae dabei nur gedacht? Eine Theorie wäre diese: den Jungs und Mädchen sind keine knackig-kompakten Brecher eingefallen, also mussten endlose Langweiler mit allerlei Abwechslung her, um vom Mangel an echten Höhepunkten abzulenken. Funktionieren tut das natürlich nicht. Immer wenn man denkt: "Jetzt aber, Killerriff und Bum!", kommen A.L. mit einer dummen Idee daher, um dem Lied allen Schwung zu nehmen. Nun werdet Ihr vielleicht sagen, dass das Herauszögern des Höhepunktes den Genuss erhöht, womit Ihr durchaus Recht hättet. Allerdings hat es meiner Meinung nach nichts mehr mit Genuss zu tun, wenn einem der Höhepunkt schlussendlich vorenthalten wird. Das ist nur noch frustrierend.
Eigentlich hätte ich an dieser Stelle gerne mal wieder ein ungehemmtes Loblied auf eine ATMF-Veröffentlichung gesungen, denn zumindest am Anfang kamen von den Italienern wirklich nur Volltreffer. In letzter Zeit haben die Triester aber erstaunlich viele Fahrkarten geschossen, und auch Absentia Lunae bringen keine Besserung. Da kann man nur hoffen, dass in Zukunft nicht auch noch Melencolia Estatica und Locus Mortis abkacken.

5 /10

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Aeternitas Tenebrarum Music Foundation

 

Erik
13.03.2009