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Es steht nicht sonderlich gut um die klassischen Vertreter des melodischen schwedischen
Black/Death Metal. Lord Belial werden immer langweiliger und zahmer, Dawn und Vinterland
kriegen ihre Auferstehungen aller Voraussicht nach nie auf die Reihe, und eine erneute
Wiederbelebung von Dissection ist nach dem völlig verunglückten ersten Versuch und einem
tiefgreifenden Besetzungswechsel wohl ausgeschlossen. Immerhin, Unanimated haben sich
gerade zu einem neuen Anlauf aufgerafft, und das Ergebnis ist durchaus recht ansprechend,
wenn es mich auch nicht gerade zu Freudensprüngen hinreisst.
Bleiben Necrophobic, doch die hatte ich als Retter der schwedischen Black/Death-Tradition
eigentlich nicht auf dem Plan. Zumindest nicht für mich persönlich, bin ich mit der
Truppe doch nie richtig warm geworden. Bis jetzt. "Death to All" zwingt mich nämlich,
diese Position etwas zu überdenken. Was mich an der Scheibe neben der hörbar schwärzeren
Ausrichtung auf Anhieb begeistert hat, ist ihre unglaubliche Energie, diese geradezu
explosive Frische. Necrophobic ist mittlerweile ein Haufen alter Säcke, dem Album hört
man das aber zu keiner Sekunde an. Man ist sozusagen das genaue Gegenteil von Lord
Belial, die noch älter klingen, als sie ohnehin sind. Und dann erst diese unglaublich geilen Lieder! Diese Gitarrenarbeit! Die
Schweden schütteln sich ein Killerriff nach dem anderen aus dem Ärmel, verzieren das
Ganze mit Leads zum Sterben und feuern immer wieder tödlich-prägnante Soli ab. Dazu gibt
es einen böse grummelnden Bass, ein paar effektvoll eingesetzte Chöre und sogar
Mitgröhlrefrains mit Faust-in-die-Luft-Garantie.
"Death to All" ist ein so unverschämt eingängiges Album, dass ich mit nach zehn Durchgängen
selbst gefragt habe, wie lange die Begeisterung anhalten kann. Nach zwischenzeitlich etwas
mehr als zehn Runden bin ich recht zuversichtlich, dass die Scheibe nicht so schnell
langweilig werden wird. Erstens gibt es nämlich auch supereingängige Musik, die für die Ewigkeit
gemacht scheint ("Slaughter of the Soul"), und zweitens verlassen sich Necrophobic nicht nur
auf ihre energiegeladenen Sechssaitenattacken. Nein, gerade in einigen langsameren Abschnitten
("Temple of Damnation") beweist die Band Gespür für schwarzmetallische Dramatik, was "Death to
All" eine Extraportion Tiefe und Charakter verleiht.
Und dann sind da noch die letzten zweieinhalb Minuten von sowohl Album als auch
Titelsong. Doch dazu will ich hier gar nicht viel sagen. Nur, dass das einer der
erhebendsten Momente in der schwedischen B/DM-Geschichte ist. |
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