IN TORMENTATA QUIETE

Teatroelementale (CD 2009)


Zum Anfang eine kleine Warnung: Wer Solefald schon immer ein bisschen schwul fand, braucht nicht weiterzulesen. In Tormentata Quiete nämlich sind - um im Bild zu bleiben - mindestens eine Gay-Pride-Parade.
Und das will ich keinesfalls als Kritik verstanden wissen, es ist eine simple Standortbestimmung. Die Italiener beackern auf "Teatroelementale" ein unglaubliches weites Feld, das von aufbrausenden und dramatischen Momenten im Stile von "The Linear Scaffold" bis hin zu, nun ja, bis hin zu Italopop reicht; ein besserer Begriff will mir für die seichtesten Momente schlicht nicht einfallen. Zwischen diesen beiden Polen tobt die Truppe sich nach Lust und Laune aus. Da gibt es jazzige Abschnitte inklusive Saxophon, entspannten Rock, weibliches Geträller, eine Prise Folk, jede Menge Klavier, gelegentlich an Janvs erinnernde Leichtigkeit, Klargesang in allen möglichen Variationen, mal heroisch, mal weinerlich, mal flüsternd. In der Hauptsache ist der Silberling natürlich trotz all der Vielfalt Metal, keine Frage. Sehr verspielter Metal mit allerlei Krimskrams, aber auf jeden Fall Metal.
Wichtiger als diese Genrezugehörigkeit ist jedoch, dass "Teatroelementale" unglaublich gut funktioniert. Natürlich, auf die Scheibe muss man sich einlassen. Wenn man den lieben langen Tag nur Krach hört (so wie ich), dann verlangen die Italiener ein bisschen Geduld. Doch wenn man In Tormentata Quiete in seinen persönlichen Geschmacksrahmen zwängen kann, dann hat das Album einiges zu bieten. Jede Menge Spannung und Drama etwa, haufenweise Melodien, zahllose Details, die tatsächlich alle die Musik bereichern und nicht um ihrer selbst willen existieren. "Teatroelementale" ist das Werk von Musikern, denen Genregrenzen nicht deshalb egal sind, um in Interviews damit angeben zu können. Nein, hier scheint es tatsächlich nur um Musik zu gehen. Wer sich die kaufen soll, weiss ich allerdings auch nicht so recht. Keine Frage, ich finde "Teatroelementale" ziemlich grossartig, eine unbedingte Kaufempfehlung kann ich aber beim besten Willen nicht aussprechen, denn vielen wird das Album überhaupt nicht zusagen. Dafür ist es einfach zu schwul.

9 /10

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My Kingdom Music

 

Erik
30.10.2009