NORNS

In Fog They Appear (CD 2009)


Voldsom ist ein neues deutsches Label, nach eigener Aussage "dedicated and devotional", das uns jetzt und in Zukunft mit "high quality music" beglücken will. Der erste Versuch in diese Richtung hört auf den Namen "In Fog They Appear" und ist die CD-Version des Demos der Finnen Norns aus dem Jahre 2005. Dafür gibt es natürlich gleich mal Abzug in der B-Note, denn zumindest in meinem Universum ist der Blick zurück immer weniger spannend als der Blick nach vorn; umso mehr, als es da vorne jede Menge grossartiger Bands gibt. Doch zurück (!) zu Norns. Lord Vranevorn, seines Zeichens Betreiber von Voldsom (und höchstwahrscheinlich kein richtiger Lord), begründet die Veröffentlichung alten Materials damit, dem Zeug "highest standards" angedeihen zu lassen. Das sollte man allerdings nicht allzu ernst nehmen. OK, es ist eine richtige CD und das Beiheft ist professionell gedruckt, aber "highest standards"? Nur vier Seiten, keine Texte und ein unglaublich ödes Bild eines finnischen Waldes. Unsere allmorgendliche Reise durch den örtlichen Park zum Kindergarten ist landschaftlich unendlich beeindruckender.
Doch genug des Geplappers, lasst uns endlich zur Musik von "In Fog They Appear" kommen. Norns spielen - an dieser Stelle könnte ich wieder den Promowisch zitieren, der was von "desolate northern nature" und so fabuliert, aber das ist ja alles Kokolores - rein formell ziemlich ordinären Norsecore. Aber immerhin - und das ist die erste gute Nachricht in diesem Text - machen sie das halbwegs gut. Originell ist das Ganze natürlich kein bisschen, aber wenn man sich daran nicht stört, ist die halbe Stunde wirklich recht nett anzuhören. Der Auftakt "Descent Into The Black Night" erinnert stilistisch und entfernt auch melodisch an das Titelstück von "Transilvanian Hunger", da habe ich wirklich schon viel schlechtere Nacheiferer gehört. "Supreme Goat Cult" schiesst sich dann eher auf Gorgoroth' "Pentagram" ein, ist so eine Art Albumremix im Schnelldurchlauf, wenngleich auch hier die Darkthrone-Momente nicht gänzlich fehlen. Ebenfalls nicht übel, und immerhin kann man Norns nicht vorwerfen, sich schlechte Vorbilder ausgesucht zu haben. Zum Ende hin verlegt sich das Stück auf eher getragene Tempi und zeigt mit einer folkig angehauchten Melodie zum ersten Mal so etwas wie Charakter. Oder doch eher einen Storm-Einfluss? Egal, es bleibt keine Zeit darüber zu sinnieren, denn schon rödelt das Titelstück los. Noch eingängiger als bisher geht es zur Sache, und bald wird auch das Tempo rausgenommen. Unter rauschsägenden Gitarren sorgt der Bass immer wieder für melodische Akzente, sowas mag ich. Melancholie macht sich breit, in 18 Minuten ist dafür auch jede Menge Zeit. "In Fog They Appear" ist ganz klar der Höhepunkt der CD und beweist, dass Norns durchaus Potential haben.
Fast würde ich sogar so weit gehen wollen zu sagen, dass das Titellied diese Wiederveröffentlichung rechtfertigt. Aber eben nur fast. Letztendlich hängt alles davon ab, wie es mit Norns weitergeht. Soll diese CD uns auf kommende Grosstaten einstimmen? Damit könnte ich leben. Als schlichter Rückblick auf eine Band, aus der dann doch nichts geworden ist, wäre mir die Scheibe aber ein zu wahl-, plan- und zielloses Projekt. Da man im Zweifel ja immer für den Angeklagten stimmen soll, vergebe ich eine optimistische Endnote. Sollten Norns aber nicht bald etwas Neues von sich hören lassen, kann man von dieser beliebig viele Punkte abziehen.

6 /10

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Voldsom

 

Erik
04.12.2009