DRENGSKAPUR

Von Nebel umschlungen (CD/MC 2009)


"Nebelfeld". "Auf zum Kampfe". "Uralte Macht". An Beliebigkeit sind diese Titel wohl kaum noch zu überbieten. Den Vogel schiesst aber erst "Drunten im Tal" ab. In welchem gottverdammten Tal denn bitte? In Berlin-Brandenburg gibt's keine Berge, die den Namen verdienen, und das einzige ernstzunehmende "Tal" ist wohl die schier unüberbrückbare soziale und kulturelle Kluft zwischen Deutschen und Türken in Berlin. Da es Drengskapur eindeutig nicht um jene geht, bleibt mir nur eine Feststellung: Mit Klischees kann ich leben, mit abgedroschenen Titeln auch, aber wenn Flachländer über Täler singen, dann ist das nicht viel sinnvoller als Italiener, die von Fjorden schwärmen, und trägt ganz sicher nicht zur Authentizität der Band bei.
Und zumindest in diesem Falle ist das eher schade, denn "Von Nebel umschlungen" ist ein ziemlich gutes Album. Drengskapur spielen (natürlich) klassischen Norsecore, klingen dabei aber durchaus deutsch. Auch wenn mir gerade keine allzu offensichtlichen Vorbilder einfallen, so ist die Scheibe dennoch absolut unoriginell. Trotzdem (oder vielleicht gerade darum) ist diese bereits dritte Veröffentlichung der Truppe ein, wie ich zugeben muss: überraschender, Hörgenuss. Ich hatte - aus Erfahrung wird man klug - wenig bis gar nichts erwartet, doch "Von Nebel umschlungen" überzeugt von der ersten metallischen Sekunde an. Keinen geringen Anteil an dieser Liebe auf den ersten Höreindruck hat die sehr gelungene, machtvoll-stürmische Produktion mit ihrem stilvoll scheppernden Schlagzeug und den standesgemäss sägenden Gitarren, die regelmässig schrill aufsingend Akzente setzen. Aber auch die teilweise endlosen Kompositionen selbst sind nicht von schlechten Eltern. Immer wieder dringt der Sechssaiter mit melancholisch gefärbten Melodien durch das Kriegsgetümmel und sorgt für zahlreiche Höhepunkte.
Dieser ungeachtet liegt die grösste Stärke des Albums jedoch in seiner dichten Atmosphäre, die diese Stunde Schwarzmetall zu einem angenehm intensiven Ereignis macht, zu dem sicher auch die leidenschaftliche Darbietung der Band ihren Beitrag leistet. Wenn man jetzt noch einen kleinen Bruchteil dieser Hingabe in die Texte fliessen lassen würde, dann hätte ich beim nächsten Mal gar nicht mehr zu meckern.

8 /10

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Nigra Mors (MC)

 

Erik
11.02.2010