FEN

Epoch (CD 2010)


"Fusing elements of post-rock [...]"
Und schon wieder: Die Post ist da! Nun ja, immerhin haben Fen damit nicht erst gestern angefangen, und ausserdem hat mir das letzte Album eigentlich ziemlich gut gefallen, Briefträger her oder hin. Vorfreude will ich mir trotzdem verkneifen, schlapp machen nämlich alle mal, die meisten früher, einige wenige erst später.
Fen gehören leider zur ersten Gruppe; diesen Schluss legt zumindest das neue Scheibchen "Epoch" nahe. War Post auf dem Vorgängeralbum noch Beigabe und Gestaltungselement, so ist jetzt das Schwarzmetallische in diese Rolle geraten: Jenseits von relativ schepperigen Klanglandschaften und Gekrächze bietet "Epoch" in erster Linie etwas, was Post Rock sein muss, für einen Dilettanten wie mich aber auch als eine Depriversion von Britpop durchgehen würde. Black Metal gibt es bis auf genannte Oberflächlichkeiten viel weniger als noch auf "The Malediction Fields", und was geboten wird, erreicht auch nicht mehr frühere Klasse, sondern wirkt mitunter eher gezwungen als zwingend. In diesem Sinne ist die Entwicklung hin zu mehr Gelb nur logisch: Wenn man keinen ordentlichen Metal mehr hinkriegt, widmet man sich eben anderen Dingen. Was mich etwas stört, ist das Festhalten an Optik und Klangästhetik der eigenen Vergangenheit, obwohl diese Elemente nicht mehr zur musikalischen Gegenwart passen. Das hat etwas von Etikettenschwindel, den - und das fügt sich dann wieder gut ins Bild ein - aber auch die Plattenfirma betreibt, wenn sie "Epoch" ans Metallervolk verkaufen will. An dieser Stelle würde ich gerne sagen können, dass das metallische Publikum auf solche Tricks nicht reinfällt, aber das wäre Unsinn: Wir sind genauso leicht zu bescheissen wie alle Anderen auch. Und so ein Schaf im Wolfspelz ist doch nun wirklich sehr verführerisch. Ich finde es jedenfalls nur allzu verständlich, dass sich jemand mit der "krassen" Ästhetik des BM schmücken will, ohne den ollen Krach ertragen zu müssen.
Nach so viel Anmassung und Vorurteil muss ich natürlich eingestehen, dass ich nicht unbedingt die Idealbesetzung bin, um "Epoch" auch nur halbwegs objektiv zu bewerten. Nicht nur, dass ich diesen ganzen Aufweichungserscheinungen (die ich eben nicht für Weiterentwicklung im eigentlichen Sinne halte) skeptisch gegenüber stehe, auch habe ich von Rock, egal ob mit oder ohne Post, wenig bis keine Ahnung. Doch da ich sowieso schon jede Menge voreingenommenes Zeug geschrieben habe, kann ich mich ruhig noch ein bisschen weiter aus dem Fenster lehnen und festhalten, dass ich Fens neuesten Versuch noch nicht mal für ein sonderlich gelungenes Rockalbum halte. Den Stücken fehlt es an Dynamik und Dramatik, die BM-Reste wollen nicht so recht zünden, grosse Ideen und Melodien habe ich nicht gefunden, wirklich atmosphärisch ist das Ganze auch nicht unbedingt... kurz: Man schwankt zwischen deplazierter Härte und flauschiger Harmlosigkeit, und zumindest ich kann damit nur wenig anfangen.
Sicher, "Epoch" ist nicht ganz so katastrophal, wie diese Zeilen klingen. Sie sind viel eher in Relation zum letzten Album zu verstehen, welches ich wirklich mochte. Fen haben es nämlich auf einen Schlag geschafft, sich aus meinem Interessenbereich herauszumusizieren. Gut möglich, dass das Album trotzdem seine Freunde findet. Sehr wahrscheinlich sogar, derlei Töne verkaufen sich ja offensichtlich wie geschnitten Brot. Ich persönlich werde mich jedoch dieser Modeerscheinung solange verweigern, bis es einen wirklich triftigen Grund gibt, auf den Zug aufzuspringen. "Epoch" ist kein solcher Grund.

6 /10

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Erik
10.12.2010