NIGHTFOREST

Split with GARDEN OF GRIEF (CD 2010)


Gemeinschaftsveröffentlichungen sind in meinen Augen ein völlig überholtes Format, und deshalb bin ich froh, dass ich mit derlei nicht allzu oft behelligt werde. Jetzt hat allerdings das Unglück wieder mal zugeschlagen, weshalb ich mich im Folgenden etwas mit Garden Of Grief (sehr geschmackvoller Namensklau!) und Nightforest befassen will, welche beide darauf zählen, dass die Sinnlosigkeit von Splits noch nicht allen aufgegangen ist.
Den Anfang soll dabei Garden Of Grief machen. Bzw. sollte: Anstatt tatsächlich anzufangen, hält man sich beim Projekt aus der Ostmark lieber mit zahllosen Intros auf. Erst gibt's Feuer und slawisch klingenden Gesang (bei Nargaroth geklaut), dann Lagerfeuergitarre mit Flöte sowie Regen und Donner, anschliessend werden die Bongos ausgepackt (voller Optimismus 'Wardrums' genannt)... Es dauert geschlagene acht Minuten, bis die Introflut ein Ende hat. Viel hilft viel? Hat man es dann überstanden, gibt es flott-beschwingten, halbwegs melodischen Norsecore mit Gesang von der Stange und dezent verstimmten Leadgitarren. Schlagzeug und Becken scheppern ordentlich, klingen dabei aber verdächtig künstlich und drängen sich immer mal wieder zu sehr in den Vordergrund, wo sie bisweilen arg störend wirken. Ist man mit genügend Geduld gesegnet, wird man irgendwann mit einer richtig schönen melancholischen Melodie belohnt, die auf eine zweite Halbzeit einstimmt, in der gerade die Gitarre immer mal wieder positiv auffällt. Weniger erfreulich ist der Versuch, den Ausklang von "The Eternal Path of Sorrow" (wieder geklaut!) mit Klargesang zu bereichern, was aufgrund des schrecklichen Geleiers völlig in die Hose geht. Unterm Strich liefert Garden Of Grief aber halbwegs passable Arbeit ab. Die Gitarren haben am meisten Potential, für den Rest sollte sich Boronian Sturmfels vielleicht nach einer richtigen Band umsehen. Die könnte ihm auch helfen zu straffen, zu kürzen und schlicht wegzulassen. Das ist nämlich oft die halbe Miete und in diesem Fall ein klarer Schwachpunkt. (5)
Kommt Garden Of Grief durch einen Introoverkill auf eine halbe Stunde Spielzeit, so wird dieses offensichtlich sehr wichtige Ziel bei Nightforest dadurch erreicht, dass man die einzelnen Stücke schlicht zusammenpappt. Positiv zu bewerten ist in diesem Fall immerhin, dass uns ein Intro erspart bleibt und die Truppe gleich richtig zur Sache geht. Schön rauschende Gitarren werden geboten, die ganz entfernt an alte Emperor erinnern. Das Schlagzeug poltert sehr energetisch, allerdings lässt sein Klang bei mir Zweifel an der Identität des Trommlers aufkommen. Nur Einsen und Nullen? Der Gesang ist im Prinzip ähnlich unoriginell wie bei GOG, sagt mir mit seinem grosszügigen Hall aber viel mehr zu. Das folgende akustische Zwischenspiel könnte ziemlich gelungen sein, wenn es nicht von einer digital klirrenden Computereule verhunzt würde, die bestenfalls komisch wirkt. Glücklicherweise gibt's danach wieder BM, der noch mehr nach Emperor klingt als der Auftakt. Super, gerade die MCD ist eine Veröffentlichung, die viel zu wenig wirkliche Nacheiferer findet. Das Schlagzeug tönt natürlich nach wie vor übelst, aber soweit sind Nightforest ganz gut dabei. Dummerweise droppen sie nach dem nächsten Intermezzo den Ball, wie der Amerikaner sagt. Der kaiserliche Elan ist auf einmal raus, die Musik zahmer und eingängiger, mit mehr Betonung auf der vergleichsweise harmlosen Leadgitarre. Zu allem Überfluss muss man sich dann auch noch durch ein endloses Labersample (Aleister?) quälen, das die anfängliche Semi-Begeisterung auf eine harte Probe stellt. Glücklicherweise ist der halbakustische Ausklang ziemlich gut gelungen und äusserst stimmungsvoll, auch wenn er vielleicht etwas kürzer hätte sein dürfen. Und besser gespielt. (6)
Insgesamt sehe ich auf dieser Split Nightforest klar im Vorteil. Die Unterschiede an sich mögen eher gering sein, aber stilistisch hat das Ganze viel mehr Potential. Zumindest dann, wenn man sich auf die Emperor-Schiene konzentriert. Ausserdem handelt es sich bei Nightforest um Anfänger, was mich für die Zukunft optimistisch stimmt. Garden Of Grief dagegen hat vor dieser Split schon zwei Alben unters Volk gebracht - Wunder kann man hier also nicht mehr erwarten.

5.5 /10

Official Website

Garden Of Grief

Der Neue Weg

 

Erik
18.01.2011