NUMEN

Numen (CD 2007/2011)


Was?! 2007? So alter Kram kann doch hier wirklich noch nicht herumliegen, ich bin schliesslich erst vor ein paar Monaten umgezogen. Glücklicherweise klärt mich schon der zweite Blick auf: Ein Fall für den Archäologen ist nicht etwa mein Schreibtisch sondern die Veröffentlichungspolitik von Les Acteurs de l'Ombre. Die Franzosen sind nämlich der Meinung, dass die ursprüngliche Auflage von 1000 Exemplaren für Spanien und Portugal nicht reiche und deshalb mehr Zeug für den Rest der Welt her müsse. Gibt's es auf der iberischen Halbinsel wirklich einen solch gewaltigen Markt für BM? Wurde das Album von der ETA für lau verteilt? Wenn ja, zu welchem Zweck: Mitgliederwerbung oder Terror? Oder verrottet die Auflage in irgendeinem spanischen Keller? Wie dem auch sei, bei den Acteurs scheint man ziemlich optimistisch zu sein, wenn man meint, nach 1000 Einheiten noch einen sonderlich aufnahmewilligen Markt zu finden. Anno 2011 müssen nämlich auch Bands viel kleinere Brötchen backen, die viel mehr können als Numen.
Was nicht bedeuten soll, das selbstbetitelte dritte Album der Basken wäre besonders schlecht. Nein, "Numen" ist ein ganz passables Stück BM mit dezenten Folk-Versatzstücken. Stilistisch wird schnelles bis ganz schnelles, durchaus melodisches Geklopfe irgendwo zwischen Belenos und Epheles geboten, um das Terrain mal grob abzustecken. Mit letztgenannter Truppe hat man leider auch den Hang zu angestrengt wirkender Hetzerei gemein, die einen etwas unsouveränen Eindruck macht und zumindest mir auf Dauer auf die Nerven geht. Viel besser sind Numen, wenn sie den Fuss zumindest ein kleines bisschen vom Gaspedal nehmen. Das letzte Drittel von "Gauaren Irrifarre Izkutua" etwa ist (auch dank seiner minimalistischen Akustikgitarrenakzente) ziemlich grossartig und "Belearen Hegaldiak... Iluntasuna Dakar" in seinen getragenen Passagen mit Akkordeon- und Dudelsackspielereien fast schon genial.
Leider kommen diese wirklich fantastischen Ansätze in der allgemeinen Hektik nicht so zur Geltung, wie sie es verdient hätten. Numen legen zuviel Wert auf Gnadenlose Hatz und bleiben deshalb deutlich hinter ihren Möglichkeiten zurück. Potential ist jedoch in Hülle und Fülle vorhanden, weshalb man auf eventuelle neue Werke durchaus gespannt sein darf.

6 /10

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Les Acteurs de l'Ombre

 

Erik
24.08.2011