SMOHALLA

Resilience (CD 2011)


Eine französische Band bringt auf einem Minilabel aus der Ukraine ein Album raus, das angeblich in die Schublade Post Black Metal gehört. Alcest-Fans? Trendalarm? Am besten einfach ignorieren? Letzteres kann man natürlich. Aber dann engeht einem der Höhepunkt dieses, des letzten und höchstwahrscheinlich auch des nächsten Jahres in Sachen nicht ganz so traditioneller BM.
Man nehme die Theatralik (und den Garm-Gesang) von Arcturus, das schroffe, widerspenstige Riffing der letzten Emperor-Sachen, die Abgedrehtheit von Korova zu ihren besten Zeiten (also Debüt und Nummer zwei), dazu spacige Ambientsachen und - ja, tatsächlich - ein paar sphärische Enigma-Verweise. Dann noch jede Menge überbordende Kreativität und das Selbstbewusstsein, seinem Affen ordentlich Zucker zu geben. Das Ergebnis heisst "Resilience", ist zweifellos überwältigend und mit viel Klavier, elektronischen Beats, sinfonischen Momenten und einem ans Chaotische grenzenden Ideenreichtum anfänglich vielleicht auch ein bisschen anstrengend. Lässt man sich auf das erste komplette Album von Smohalla jedoch erstmal ein, stellt man unter Umständen schnell fest, dass das gute Stück gar nicht soooooo uneingängig ist. Nein, es gibt genügend Dinge, an denen sich das Ohr festhalten kann, um von der schöpferischen Flut nicht ertränkt zu werden. Auch wenn das Wunderhorn der französischen Knaben schier unerschöpflich scheint, so bleibt den einzelnen Einfällen doch ausreichend Raum, dass sie sich nicht gegenseitig die Luft zum Atmen nehmen.
Das Ergebnis ist eine trotz der genannten Einflüsse ziemlich eigenständige Mischung aus packender Dramatik, welträumlichen Stimmungen und schöpferischer Kompromisslosigkeit, die nicht nur in der näheren Vergangenheit Ihresgleichen sucht. Von Chryst (der neuesten Korova-Inkarnation) hätte ich mir ein Album wie "Resilience" erhofft. Doch während die Österreicher eine banale MeloBM-Bauchlandung mit platten Gimmicks abgeliefert haben, kommen Smohalla fast aus dem Nichts mit einem Werk daher, das alle Tellerranderforscher mal gehört haben sollten.

9 /10

Official Website

Myspace

Arx Productions

 

Erik
12.11.2011